Nach der Bestmarke 2017 peilt die Branche dank des Beschäftigungsbooms auch in diesem Jahr anziehende Geschäfte an - allerdings mit gebremstem Tempo. Der Einzelhandelsverband HDE prognostizierte am Mittwoch für dieses Jahr ein Umsatzplus von zwei Prozent auf 523,1 Milliarden Euro und damit nur noch rund halb so viel Wachstum wie im Vorjahr. "An den günstigen Rahmenbedingungen für den Konsum wird sich 2018 insgesamt wenig ändern", sagte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser. Allerdings sei schon im Dezember eine "gewisse Drosselung" zu spüren und auch der Start in das neue Jahr sei "nicht so euphorisch" gewesen. Zudem seien vor allem die kleineren Betriebe pessimistischer. Sie würden von der Internet-Konkurrenz unter Druck gesetzt, die weiter kräftig zulegen werde.

2017 schaffte der Einzelhandel das achte Umsatzplus in Folge, auch dank des florierenden Online-Handels. Die Erlöse kletterten nominal 4,2 Prozent im Vergleich zu 2016, wie das Statistische Bundesamt mitteilte und damit eine Schätzung von Anfang Januar weitgehend bestätigte. "Das ist der höchste Anstieg seit Beginn der Daten-Erhebung 1994", hieß es. Klammert man Preissteigerungen aus, lag das reale Plus bei 2,3 Prozent. Hier erwartet der HDE nun nur noch ein Plus von 0,5 Prozent.

Die Branche profitiert von den niedrigen Zinsen, der guten Kauflaune der Deutschen und der guten Lage am Arbeitsmarkt, der sich auch zu Jahresbeginn in unerwartet guter Verfassung präsentierte. Im Dezember allerdings sank der Umsatz im Einzelhandel um 1,9 Prozent zum Vorjahr - wohl auch, weil es zwei Verkaufstage weniger gab als Ende 2016. Positiv lief im vergangenen Jahr vor allem der Internet- und Versandhandel: Hier gab es einen Anstieg von 8,6 Prozent. Für 2018 rechnet der HDE sogar mit einem Umsatzplus von zehn Prozent.

HDE: POLITIK MUSS FAHRVERBOTE IN DEN INNENSTÄDTEN VERMEIDEN

Sanktjohanser sprach von einer insgesamt vorsichtigen Prognose. Denn wegen des wachsenden Online-Handels stehe die Branche vor einem Umbruch, der vor allem kleinere Händler in Bedrängnis bringe. "Die Schere zwischen Groß und Klein geht immer weiter auseinander", erklärte der HDE-Chef. Es sei ein alarmierendes Zeichen, dass der Mittelstand den Anschluss zu verlieren scheine.

Der HDE fordert deswegen von der Politik in der Debatte um Abgasbelastungen, Fahrverbote für die Innenstädte zu vermeiden. Auch eine blaue Plakette für schadstoffärmere Autos sei kontraproduktiv. Denn 70 Prozent der betroffenen Händler erwarteten durch Fahrverbote Umsatzverluste, weil Kunden ausblieben und auf die Online-Konkurrenz ausweichen würden. Auch eine Entlastung der Bürger bei den Energiekosten sei nötig. "Was beim Strom für die Wohnung ausgegeben wird, fehlt im Einzelhandel", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.