FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Sorgenfalten in den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB) wegen des steigenden Euro scheinen größer zu werden. Nachdem sich am Dienstag Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau besorgt geäußert hatte, folgte ihm am Mittwoch EZB-Vizepräsident Vitor Constancio. "Plötzliche Kursbewegungen bereiten mir Sorgen, soweit sie keine Änderung der fundamentalen Lage widerspiegeln", sagte Constancio der italienischen Zeitung "La Repubblica". Der Euro reagierte auf die Bemerkungen Constancios mit Kursverlusten.

Der Euro hat in den vergangenen Wochen insbesondere zum US-Dollar deutlich an Wert gewonnen. Zum Teil geht diese Entwicklung auf einen durchweg schwächeren Dollar zurück. Zum Teil sind dafür aber auch Spekulationen auf eine weniger lockere Geldpolitik durch die EZB ausschlaggebend. Dazu sagte Constancio, der EZB-Rat sehe zwar die Notwendigkeit, seine geldpolitische Kommunikation graduell anzupassen, soweit die Wirtschaft weiter wachse und die Inflation steige. Das bedeute aber nicht, dass derartige Änderungen unmittelbar bevorstünden.

Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, dass die Notenbank ihre Kommunikation, mit der sie die Finanzmärkte auf geldpolitische Änderungen vorbereitet, rasch anpassen könnte. Mit Constancios Äußerungen sind derartige Änderungen bereits auf der nächsten EZB-Zinssitzung Ende Januar unwahrscheinlicher geworden.

Bisher sagt die EZB zu, ihre Wertpapierkäufe bis September 2018 fortzuführen, mindestens aber so lange, bis sich die Inflation nachhaltig in Richtung des EZB-Ziels von knapp zwei Prozent bewegt. Ein steigender Eurokurs verringert die Chancen einer Zielerreichung, weil er Einfuhren in den Währungsraum verbilligt und damit auf die Inflationsrate drückt. Eine schwache Inflation wiederum wird von der Notenbank als Wachstumsrisiko angesehen./bgf/jkr/jha/