BRÜSSEL (AFP)--Nach dem Tod des EU-Parlamentspräsidenten David Sassoli übernimmt die bisherige Vizepräsidentin Roberta Metsola geschäftsführend das Amt. Bis zur Neuwahl der Spitze der EU-Volksvertretung kommende Woche werde Metsola gemäß der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments den Posten innehaben, hieß es aus Parlamentskreisen. Die 42-jährige konservative Europaabgeordnete kandidiert für das Amt und galt bereits vor dem Tod Sassolis als Favoritin.

Der 65-jährige Sozialdemokrat Sassoli war in der Nacht zum Dienstag in einem italienischen Krankenhaus gestorben. Er befand sich dort nach Angaben seines Sprechers Roberto Cuillo seit mehr als zwei Wochen "wegen einer schweren Komplikation aufgrund einer Funktionsstörung des Immunsystems" in Behandlung. Die Trauerfeier soll demnach am Freitag in Rom stattfinden.

Nach der Geschäftsordnung des EU-Parlaments übernimmt im Falle des Freiwerdens des Präsidentenamts "ein gemäß der Rangfolge bestimmter Vizepräsident" den Posten bis zur Wahl eines neuen Präsidenten. Die erste von 14 Vizepräsidenten des EU-Parlaments ist derzeit die Malteserin Metsola, die somit vorübergehend nachrückt auf den Spitzenposten.

Wie es aus dem EU-Parlament weiter hieß, soll die Wahl zum Vorsitz der Volksvertretung planmäßig kommende Woche während der Plenarsitzung in Straßburg stattfinden. Die endgültige Entscheidung darüber trifft diese Woche eine Spitzenrunde, der auch die Fraktionsvorsitzenden angehören.

Bereits vor Sassolis Tod war die Wahl für den Vorsitz des EU-Parlaments für die kommende Woche vorgesehen gewesen. Sassolis Amtszeit lief diesen Monat nach zweieinhalb Jahren aus.

Als Favoritin gilt Metsola, die im November von der konservativen EVP-Fraktion nominiert wurde. Als Sassoli im Herbst wegen einer Lungenentzündung nicht an Plenarsitzungen teilnehmen konnte, vertrat ihn Metsola bereits und gewann dabei an Sichtbarkeit.

Sie zeigte sich am Dienstag erschüttert über Sassolis Tod. "Europa hat einen Anführer verloren, ich habe einen Freund verloren, die Demokratie hat einen Vorkämpfer verloren", erklärte die maltesische Europaabgeordnete auf Twitter.

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January 11, 2022 08:47 ET (13:47 GMT)