Deut­li­che Zu­nah­me der Netto-Aus­lands­po­si­ti­on

Die Netto-Aus­lands­po­si­ti­on Deutsch­lands be­lief sich Ende 2018 auf 2 073 Mrd€. Sie be­trug damit rund 62 % in Re­la­ti­on zum no­mi­na­len Brut­to­in­lands­pro­dukt. Im Ver­gleich zum Vor­jahr er­höh­te sich die deut­sche Netto-Ver­mö­gens­po­si­ti­on ge­gen­über dem Aus­land um 281 Mrd€. Der An­stieg wurde be­son­ders stark durch Netto-Ka­pi­tal­ex­por­te (229 Mrd€) ge­speist und re­flek­tier­te in ers­ter Linie den Leis­tungs­bi­lanz­über­schuss im ver­gan­ge­nen Jahr. Dar­über hin­aus lie­ßen nicht trans­ak­ti­ons­be­ding­te Ver­än­de­run­gen die Net­to­po­si­ti­on stei­gen (um 52 Mrd€). Wäh­rend die Brut­to­for­de­run­gen um 194 Mrd€ zu­nah­men, san­ken die Ver­bind­lich­kei­ten um 87 Mrd €. Auf bei­den Sei­ten der Bi­lanz lie­ßen die Trans­ak­tio­nen der Ka­pi­tal­bi­lanz für sich ge­nom­men die Be­stän­de stei­gen, al­ler­dings auf der Ak­tiv­sei­te sehr viel stär­ker als auf der Pas­siv­sei­te. Dem­ge­gen­über er­ga­ben sich aus deut­li­chen Kurs­ver­lus­ten für Wert­pa­pie­re star­ke ne­ga­ti­ve Markt­preis­ef­fek­te, die den Wert der Ver­bind­lich­kei­ten deut­li­cher ab­schmel­zen lie­ßen als den Wert der For­de­run­gen. Po­si­ti­ve Be­wer­tungs­ef­fek­te durch die Ab­wer­tung des Euro wirk­ten für sich ge­nom­men hin­ge­gen be­stands­er­hö­hend und kamen auf der Ak­tiv­sei­te stär­ker zum Tra­gen als auf der Pas­siv­sei­te. Im Er­geb­nis leg­ten die For­de­run­gen ge­gen­über dem Aus­land im Vor­jah­res­ver­gleich um 2,3 % auf 8 592 Mrd € zu, wäh­rend die Ver­bind­lich­kei­ten um 1,3 % auf 6 518 Mrd € zu­rück­gin­gen.

Hö­he­rer Ak­tiv­sal­do bei den Wert­pa­pier­an­la­gen

Im Be­reich der Wert­pa­pier­an­la­gen stieg der Ak­tiv­sal­do um 165 Mrd€ auf nun­mehr 548 Mrd€ wei­ter an. Bei die­sen An­la­gen war es 2015 erst­mals seit Mitte der acht­zi­ger Jahre zu einem po­si­ti­ven Saldo Deutsch­lands ge­gen­über dem Aus­land ge­kom­men. Der An­stieg der Netto-For­de­rungs­po­si­ti­on war vor allem da­durch be­dingt, dass die Wert­pa­pier­ver­bind­lich­kei­ten deut­lich stär­ker zu­rück­gin­gen als die ent­spre­chen­den For­de­run­gen.

In­län­di­sche An­le­ger hiel­ten Ende 2018 mit 2 881 Mrd€ einen um 53 Mrd€ und damit um 1,8 % nied­ri­ge­ren Be­stand an aus­län­di­schen Wert­pa­pie­ren als ein Jahr zuvor. Deut­sche An­le­ger zeig­ten 2018 zwar durch­aus wei­ter­hin ein reges In­ter­es­se an oft­mals höher ren­tie­ren­den aus­län­di­schen Ti­teln und er­war­ben für 68 Mrd€ aus­län­di­sche Wert­pa­pie­re; be­son­ders leb­haft war die Nach­fra­ge nach im Aus­land be­ge­be­nen lang­fris­ti­gen Schuld­ver­schrei­bun­gen, zudem nah­men in­län­di­sche An­le­ger aus­län­di­sche In­vest­ment­fonds­an­tei­le und Ak­ti­en in ihre Port­fo­li­os her­ein. Bei allen drei An­la­ge­klas­sen er­ga­ben sich aber star­ke ne­ga­ti­ve Markt­preis­ef­fek­te; diese waren deut­lich um­fang­rei­cher als die po­si­ti­ven Wech­sel­kurs­ef­fek­te aus der Ab­wer­tung des Euro. Im Er­geb­nis san­ken daher so­wohl die For­de­run­gen aus In­vest­ment­fonds­an­tei­len (43 Mrd€) als auch die ge­hal­te­nen aus­län­di­schen Ak­ti­en (30 Mrd€). Der Be­stand lang­fris­ti­ger aus­län­di­scher Schuld­ver­schrei­bun­gen in hie­si­gen Port­fo­li­os stieg um 19 Mrd € an, wäh­rend der Be­stand kurz­fris­ti­ger Schuld­ver­schrei­bun­gen na­he­zu un­ver­än­dert blieb.

Aus­län­di­sche An­le­ger hiel­ten Ende 2018 mit 2 333 Mrd€ dem Be­trag nach um 8,5 % (218 Mrd€) we­ni­ger deut­sche Wert­pa­pie­re in ihren Port­fo­li­os als Ende 2017. Der star­ke Rück­gang spie­gelt zum über­wie­gen­den Teil Kor­rek­tu­ren in den Be­wer­tungs­an­sät­zen wider, die den Be­stand um 174 Mrd€ ab­schmel­zen lie­ßen. Dar­über hin­aus trenn­ten sich aus­län­di­sche An­le­ger im ver­gan­ge­nen Jahr aber er­neut von deut­schen Wert­pa­pie­ren (45 Mrd€). Dabei gaben sie vor allem lang­fris­ti­ge Schuld­ver­schrei­bun­gen ab; hier­bei spiel­ten wei­ter­hin das sehr nied­ri­ge und in vie­len Lauf­zeitseg­men­ten ne­ga­ti­ve Zins­ni­veau in Deutsch­land, ein rück­läu­fi­ger Um­lauf öf­fent­li­cher An­lei­hen (die Til­gun­gen über­tra­fen den Brut­to­ab­satz) sowie Ver­käu­fe an die Bun­des­bank eine Rolle, die im Rah­men des er­wei­ter­ten Pro­gramms zum An­kauf von Ver­mö­gens­wer­ten (ex­pan­ded Asset Purcha­se Pro­gram­me: APP) bis Ende 2018 in­län­di­sche Wert­pa­pie­re (netto) er­warb. In deut­lich ge­rin­ge­rem Maße trenn­ten sich aus­län­di­sche An­le­ger von hie­si­gen In­vest­ment­fonds­an­tei­len, wäh­rend sie Ak­ti­en von Un­ter­neh­men in Deutsch­land sowie kurz­fris­ti­ge Schuld­ver­schrei­bun­gen in ihre Port­fo­li­os her­ein­nah­men. Bei allen An­la­ge­klas­sen führ­ten sin­ken­de Markt­prei­se zu Be­wer­tungs­ver­lus­ten. Mit Ab­stand am stärks­ten war die­ser Ef­fekt bei in Deutsch­land be­ge­be­nen Ak­ti­en, so­dass ihr im Aus­land ge­hal­te­ner Be­stand im Er­geb­nis um 126 Mrd€ ab­schmolz. Für die lang­fris­ti­gen Schuld­ver­schrei­bun­gen aus Deutsch­land be­trug der Rück­gang der Ver­bind­lich­kei­ten 81 Mrd€, für In­vest­ment­fonds­an­tei­le 9 Mrd€ und für kurz­fris­ti­ge Schuld­ver­schrei­bun­gen gut 1 Mrd €.

Di­rekt­in­ves­ti­ti­ons­en­ga­ge­ment wei­ter ge­stie­gen

Die grenz­über­schrei­ten­de Un­ter­neh­mens­ver­flech­tung nahm im ver­gan­ge­nen Jahr wei­ter zu. Die deut­schen Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen im Aus­land stie­gen ge­gen­über dem Vor­jahr ins­ge­samt um 138 Mrd€ (bzw. 7,0 %) auf 2 109 Mrd€. Die Zu­nah­me wurde dabei über­wie­gend durch Trans­ak­tio­nen ge­prägt (133 Mrd€). Deut­sche In­ves­to­ren er­höh­ten ihr Be­tei­li­gungs­ka­pi­tal an Un­ter­neh­men im Aus­land, re­du­zier­ten aber die an ver­bun­de­ne Un­ter­neh­men im Aus­land ver­ge­be­nen Di­rekt­in­ves­ti­ti­ons­kre­di­te. Ge­biets­frem­de Un­ter­neh­men stock­ten ih­rer­seits im Jahr 2018 ihr Be­tei­li­gungs­ka­pi­tal an hie­si­gen Un­ter­neh­men auf. Sehr viel stär­ker wei­te­ten sie aber die kon­zern­in­ter­ne Kre­dit­ge­wäh­rung an in­län­di­sche Adres­sen aus. Ne­ga­ti­ve Be­wer­tungs­ef­fek­te und an­de­re An­pas­sun­gen[1] dämpf­ten die Zu­nah­me leicht. Ins­ge­samt er­reich­ten die aus­län­di­schen Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen in Deutsch­land Ende 2018 einen Wert von 1 493 Mrd€; sie über­tra­fen den Vor­jah­res­wert um fast 85 Mrd€ (6,0 %). Das deut­sche Netto-Aus­lands­ver­mö­gen aus Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen lag Ende 2018 im Er­geb­nis bei 615 Mrd€ und damit merk­lich höher (53 Mrd€) als zum Jah­res­en­de 2017.

Üb­ri­ge Ka­pi­tal­an­la­gen: Ak­tiv­sal­do an­ge­stie­gen

In den üb­ri­gen Ka­pi­tal­an­la­gen, die unter an­de­rem Fi­nanz- und Han­dels­kre­di­te (so­weit diese nicht zu den Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen zäh­len) sowie Bar­geld und Ein­la­gen um­fas­sen, stieg die po­si­ti­ve Netto-Ver­mö­gens­po­si­ti­on Deutsch­lands um 62 Mrd€ auf 756 Mrd€ an. Die Zu­nah­me war vor allem durch hö­he­re Net­to­for­de­run­gen (um 91 Mrd€) der Mo­ne­tä­ren Fi­nanz­in­sti­tu­te (ohne Bun­des­bank) ge­gen­über dem Aus­land ge­prägt. Dabei stan­den stei­gen­den For­de­run­gen sin­ken­de Ver­bind­lich­kei­ten ge­gen­über. Die Net­to­for­de­run­gen der Bun­des­bank schmol­zen hin­ge­gen ab (um 40 Mrd€). Hö­he­ren Aus­lands­for­de­run­gen der Bun­des­bank (um 57 Mrd€), ins­be­son­de­re aus den TARGET2-Sal­den[2], stand eine noch stär­ke­re Zu­nah­me der Aus­lands­ver­bind­lich­kei­ten (um 97 Mrd€) ge­gen­über, da aus­län­di­sche Zen­tral­ban­ken und in­ter­na­tio­na­le Fi­nanz­in­sti­tu­tio­nen ihre Ein­la­gen bei der Bun­des­bank ge­gen­über dem Vor­jahr er­höh­ten. Ins­ge­samt stie­gen die For­de­run­gen aus den üb­ri­gen Ka­pi­tal­an­la­gen ge­gen­über dem Aus­land im Vor­jah­res­ver­gleich um 5,4 % auf 3 003 Mrd€ an. Die Ver­bind­lich­kei­ten nah­men eben­falls zu, und zwar um 4,2 % auf 2 247 Mrd€. Neben den Trans­ak­tio­nen lie­ßen im ver­gan­ge­nen Jahr auch po­si­ti­ve Wech­sel­kurs­ef­fek­te die For­de­run­gen und Ver­bind­lich­kei­ten an­stei­gen.

Wäh­rungs­re­ser­ven ge­stie­gen

Die Wäh­rungs­re­ser­ven der Bun­des­bank be­lie­fen sich Ende 2018 auf 173 Mrd€; sie lagen damit um rund 6 Mrd€ über dem Vor­jah­res­wert. Die Zu­nah­me spie­gel­te vor allem po­si­ti­ve Be­wer­tungs­ef­fek­te wider, die sich ins­be­son­de­re durch den in Euro ge­stie­ge­nen Gold­preis, aber auch durch po­si­ti­ve Wech­sel­kurs­ef­fek­te bei an­de­ren An­la­gen er­ga­ben.

Fuß­no­ten

  1. An­de­re An­pas­sun­gen um­fas­sen bei­spiels­wei­se Ab­schrei­bun­gen auf nicht ein­hol­ba­re Kre­dit­for­de­run­gen, Än­de­run­gen in der Sek­to­ren­zu­ord­nung, Än­de­run­gen der Funk­tio­nal­ka­te­go­rie eines Fi­nan­zie­rungs­in­stru­ments und sta­tis­tisch be­ding­te Un­ter­schie­de zwi­schen Aus­lands­ver­mö­gens­sta­tus und Zah­lungs­bi­lanz, die sich zum Bei­spiel durch ver­schie­de­ne Da­ten­quel­len er­ge­ben. Für die Ver­än­de­rung der Netto-Aus­lands­po­si­ti­on sind nur die zu­erst und zu­letzt ge­nann­ten Grün­de re­le­vant.
  2. Hier­in spie­gel­ten sich auch die Wir­kun­gen des APP wider, wobei die Net­to­käu­fe des Eu­ro­sys­tems und der Bun­des­bank im ver­gan­ge­nen Jahr schritt­wei­se re­du­ziert wur­den und zum Jah­res­en­de 2018 aus­lie­fen.Vgl.: Deut­sche Bun­des­bank, Zu den Aus­wir­kun­gen der Wert­pa­pier­käu­fe des Eu­ro­sys­tems auf die TARGET2-Sal­den, Mo­nats­be­richt, März 2016, S. 56 - 58; Deut­sche Bun­des­bank, Zum An­stieg der deut­schen TARGET2-For­de­run­gen, Mo­nats­be­richt, März 2017, S. 33 - 34; und Deut­sche Bun­des­bank, Die deut­schen TARGET2-For­de­run­gen im Jah­res­ver­lauf 2018, Ge­schäfts­be­richt 2018, S. 16-17.

Deutsche Bundesbank veröffentlichte diesen Inhalt am 30 September 2019 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 30 September 2019 06:27:01 UTC.

Originaldokumenthttps://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/das-deutsche-auslandsvermoegen-ende-2018-808406

Public permalinkhttp://www.publicnow.com/view/AA21EA0909062D6D9FBE2DAF34B50FA0F33486BE