DAVOS (dpa-AFX) - Chinas Vizepräsident Li Yuanchao hat die grassierenden Sorgen um die Wirtschaftsentwicklung in seinem Land als überzogen zurückgewiesen. "China bleibt eine Wachstumsmaschine", sagte der Politiker am Donnerstag beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Sein Land habe noch enormes Entwicklungspotenzial. Zugleich räumte er ein, dass China mit einer weltweiten Nachfrageschwäche zu kämpfen habe und dies noch nicht durch einen starken Konsum im Inland ausgleichen könne. Dazu habe seine Regierung aber Reformen angestoßen. Li versicherte, dass China sich weiter öffnen werde.

Der Politiker betonte, dass es keine Absicht gebe, die eigene Währung angesichts der Probleme abzuwerten. Allerdings kündigte er weitere Eingriffe an den Finanzmärkten an, um diese vor Spekulanten zu schützen. Die Börsen in China seien noch nicht reif genug, um sich selbst zu stützen.

In den vergangenen Wochen hatte China die Finanzmärkte weltweit in Unruhe versetzt. Auslöser waren neuerliche schlechte Konjunkturdaten, die die Sorge vor einem weiteren Abschwächen des Wirtschaftswachstums anheizten. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaft in China um 6,9 Prozent gewachsen - das ist der schwächste Wert seit 1990. Angeheizt wurden die Turbulenzen an den Börsen zusätzlich noch von hilflos wirkenden Eingriffen der Regierung. So verunsicherte etwa eine Regelung, nach der bei starken Kurseinbrüchen der Handel vorübergehend ausgesetzt oder sogar ganz eingestellt wird, die Anleger.

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, rief die chinesische Regierung dazu auf, ihre Politik besser zu erklären. Die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten seien auch eine Folge der unklaren Kommunikation über die Versuche der Staatsführung, die Konjunktur zu stabilisieren. "Es führt zu Unsicherheit, wenn die Märkte nicht wissen, was die Politik macht und wie das einzuschätzen ist", sagte Lagarde am Donnerstag beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Grundsätzlich äußerte sie sich aber zuversichtlich, dass China den Umbau der Wirtschaft von der Industrieproduktion zu mehr Dienstleistungen und Konsum schaffen werde./enl/stb/she