New York (Reuters) - Die mit einer tiefen Vertrauenskrise kämpfende Credit Suisse greift nach der Rettungsleine der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Die zweitgrößte Schweizer Bank wolle bei der SNB Kredite über bis zu 50 Milliarden Franken aufnehmen, teilte die Credit Suisse in der Nacht auf Donnerstag mit. Zudem will sie eigene Schuldtitel zurückkaufen. Mit diesen entschlossenen Maßnahmen wolle die Bank seine Liquidität vorsorglich stärken, erklärte das Institut. Nach einem dramatischen Kursverfall hatte die SNB der Bank nur Stunden zuvor Unterstützung angeboten und gleichzeitig betont, die Credit Suisse erfülle die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen bezüglich Kapital und Liquidität. Die Credit Suisse ist die erste global systemrelevante Bank seit der Finanzkrise, die maßgeschneiderte Hilfe erhält.

Die Kreditaufnahme sei vollständig durch erstklassige Vermögenswerte besichert, erklärte die Credit Suisse. Zudem unterbreite die Bank Investoren Angebote zum Rückkauf vorrangiger Schuldtitel gegen Barzahlung in Höhe von bis zu drei Milliarden Franken. Die Anleihen der Bank waren wegen Sorgen um die Stabilität des Instituts unter Druck geraten. Nun nutzt die Credit Suisse die gesunkenen Preise, um die Titel zurückzukaufen. Zudem spare man dadurch Zinskosten.

Konzernchef Ulrich Körner sprach von entschlossenen Maßnahmen und dankte der SNB und der Schweizer Finanzaufsicht Finma für die Unterstützung. "Mein Team und ich sind entschlossen, rasch voranzukommen, um eine einfachere und stärker auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtete Bank zu schaffen."

Die Credit Suisse steckt nach zahlreichen Skandalen mitten in einem tiefgreifenden Konzernumbau, der Milliarden kostet und den Abbau von 9000 Stellen umfasst. Am Ende soll daraus eine Bank entstehen, die vor allem auf das Geschäft mit Millionären und Milliardären setzt und nicht mehr auf das riskante Investmentbanking. Gerade für das Geschäft mir reichen Privatkunden ist Vertrauen in das Institut eine entscheidende Voraussetzung.

Dieses wurde zuletzt immer wieder erschüttert. Die ohnehin gebeutelten Aktien des krisengeplagten Instituts brachen am Mittwoch in der Spitze um mehr als 30 Prozent auf ein Allzeit-Tief von 1,55 Franken ein und zogen die Börsen weltweit mit ins Minus. Treiber des Absturzes waren zunächst Sorgen, dass die vom Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) ausgelösten Schockwellen an den Finanzmärkten die ohnehin schon geschwächte Credit Suisse in Mitleidenschaft ziehen könnten. Am Mittwoch kam dann die Ankündigung des neuen Großaktionärs Saudi National Bank in einem Reuters-Interview hinzu, keine frischen Mittel in die Credit Suisse einschießen zu können. Das Institut könne aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht mehr als zehn Prozent der Anteile halten, sagte Präsident Ammar Al Khudairy der Nachrichtenagentur Reuters.

Beschwichtigungsversuche der Konzernleitung konnten den Kursverfall nicht stoppen und schließlich eilte die SNB zur Hilfe. Die SNB werde der zweitgrößten Schweizer Bank bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellen, teilten die Notenbank und die Finanzmarktaufsichtsbehörde Finma am Mittwochabend in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Von den Problemen von Banken in den USA gehe keine direkte Ansteckungsgefahr für den Schweizer Finanzmarkt aus, erklärten die SNB und die Finma. Die Credit Suisse erfülle die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen bezüglich Kapital und Liquidität.

(Bericht von Saeed Azhar und Akriti Sharma, geschrieben von Hans Seidenstücker, redigiert von Katharina Losche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)