Frankfurt (Reuters) - Der Rechtsruck bei der Europawahl und der Auflösung des Parlaments in Frankreich macht die Investoren nervös.

Der Euro fiel am Montag um mehr als ein halbes Prozent auf 1,0741 Dollar und damit auf den niedrigsten Wert seit gut einem Monat. An den europäischen Handelsplätzen hielt die Börse in Paris die rote Laterne. Mit einem Abschlag von rund zwei Prozent fiel der französische Leitindex CAC 40 auf ein Dreieinhalb-Monats-Tief. Auch an den übrigen Aktienmärkten in Europa gaben die Kurse nach. Der EuroStoxx50 lag knapp anderthalb Prozent im Minus. Der Dax verlor 0,8 Prozent auf 18.424 Punkte.

Die Entscheidung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, Neuwahlen auszurufen, sei ein "Schockfaktor" für die Märkte, kommentierte Kathleen Brooks von der Handelsplattform XTB. Noch größeres Gewicht habe jedoch, wer bei der vorgezogenen Parlamentswahl die Nase vorn haben werde. "Die Frage für die Händler des Euro sowie die europäischen Aktienmärkte ist, wie radikal Marine Le Pen und Jordan Bardella sein werden, wenn sie bei den französischen Parlamentswahlen gut abschneiden."

Die rechtsnationale Partei Rassemblement National (RN) um Le Pen und Spitzenkandidat Bardella gewann die Europawahl in Frankreich klar. Auch in anderen EU-Staaten konnten rechtspopulistische und rechtsextremistische Parteien zulegen. "Die Europawahl und ihre Folgen sind heute das Thema Nummer eins an den europäischen Börsen", konstatierte auch Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

FRANZÖSISCHE BANKEN

Die politische Unsicherheit brachte vor allem französische Banken aus dem Tritt. Die Anteilsscheine von BNP Paribas, Societe Generale und Credit Agricole stürzten zwischen 4,4 und knapp neun Prozent ab. "Diese Entscheidung war eine Überraschung und ist ein großes politisches Ereignis", kommentierten die Analysten von JPMorgan die Neuwahl.

Die Gewinne der europaskeptischen Nationalisten setzten auch europäischen Staatsanleihen zu. Auch hier trennten sich Investoren vor allem von französischen Papieren. Die Verkäufe französischer Bonds trieben die Rendite der zehnjährigen Titel auf 3,2218 Prozent. Vergleichbare Schuldtitel anderer europäischer Staaten wie Italien und Griechenland rentierten bei 4,076 und 3,766 Prozent. Auch Bundesanleihen gerieten unter Druck. Dieser fiel aber im Verhältnis geringer aus, weil deutsche Papiere als sicherer Anlagehafen gelten. Dadurch vergrößerte sich der Renditeabstand zu den Anleihen anderer Staaten.

Für Verunsicherung an den Märkten hatte vergangene Woche bereits ein stärker als erwarteter US-Arbeitsmarktbericht gesorgt. Dieser verstärkte erneut die Sorgen, dass die US-Notenbank ihren Leitzins nicht so bald senken werde.

NORDEX UND SMA SOLAR UNTER DRUCK

Die Unsicherheit nach der Europawahl belastete zudem die Papiere von auf erneuerbare Energien spezialisierte Unternehmen, konstatierte ein Händler. Mit Kursverlusten von jeweils rund vier Prozent führten der Windturbinenhersteller Nordex sowie der Solar-Zulieferer SMA Solar die Verliererliste im MDax an.

Experten befürchteten nach der Europawahl Gegenwind für den von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgerufenen "Green Deal". Mit dem Schlagwort wird die Transformation Richtung Klimaneutralität beschrieben.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)