TEL AVIV/WASHINGTON (dpa-AFX) - US-Außenminister Antony Blinken sieht Chancen auf einen möglichen Deal zwischen Israel und der islamistischen Hamas für eine Waffenruhe und eine Freilassung von Geiseln - trotz einer pauschalen Kritik von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. In der Reaktion der Hamas auf einen internationalen Vermittlungsvorschlag seien zwar einige "Rohrkrepierer" vorhanden, sagte Blinken am Mittwoch nach Gesprächen mit Netanjahu und anderen in Tel Aviv. "Aber wir sehen in dem, was zurückkam, auch Raum, um die Verhandlungen fortzusetzen und zu sehen, ob wir zu einer Einigung kommen können", betonte er. "Und wir glauben, dass wir ihn nutzen sollten."

Blinken äußerte sich damit deutlich anders als zuvor Netanjahu, der die Hamas-Reaktion zurückgewiesen hatte. Die von der Islamistenorganisation gestellten Bedingungen würden zu einem weiteren Massaker wie dem am 7. Oktober führen, sagte Netanjahu. Die Bedingungen der Hamas zu erfüllen, käme einer Katastrophe gleich. Es sei stattdessen nötig, weiter militärischen Druck auf die Hamas auszuüben, um die Geiseln freizubekommen. Es gebe keine Alternative zu ihrem militärischen Zusammenbruch.

Die islamistische Palästinenserorganisation hatte zuvor auf einen internationalen Vermittlungsvorschlag geantwortet. Sie forderte dabei im Gegenzug für eine weitere Freilassung von Geiseln, dass Israel mehr als 1500 palästinensischen Häftlingen aus Gefängnissen entlässt

- unter ihnen 500 Häftlinge, die zu lebenslangen oder sehr langen

Haftstrafen verurteilt wurden. Die Hamas pocht zudem weiterhin auf einen Waffenstillstand, was Israel ablehnt. Aus israelischer Sicht ist im Rahmen einer Vereinbarung nur eine vorübergehende Feuerpause denkbar.

Terroristen hatten am 7. Oktober im Auftrag der Hamas in Israel ein verheerendes Massaker an Zivilisten angerichtet. Seitdem führt Israel Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen. Bei dem Überfall auf Israel waren damals auch mehr als 200 Menschen gewaltsam verschleppt worden. Einige davon wurden inzwischen freigelassen. Von rund 136 Geiseln, die noch in der Gewalt der Hamas sind, sind laut israelischen Militärangaben höchstens noch etwas über hundert am Leben./jac/DP/he