Nürnberg/Berlin (Reuters) - Auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland hat sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) die Erholung zum Jahresende fortgesetzt.

Die Zahl der Arbeitslosen stieg von November auf Dezember nur leicht auf 2,33 Millionen, wie die BA am Dienstag mitteilte. Das waren aber 378.000 weniger als vor Jahresfrist. Allerdings wirft die Corona-Pandemie einen Schatten. "Die Anzeigen für Kurzarbeit sind im Dezember kräftig gestiegen", sagte BA-Chef Detlef Scheele. Dies betreffe vor allem Gastgewerbe und Handel, die besonders betroffen seien von den Einschränkungen zur Pandemie-Bekämpfung. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will in Kürze die Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro auf den Weg bringen. Negative Arbeitsmarkteffekte erwartet die BA dadurch laut Scheele nicht.

Scheele zog eine positive Bilanz für das Jahr 2021. Die Arbeitslosenzahl sei im Jahresdurchschnitt mit 2,613 Millionen um 82.000 zurückgegangen. Der Arbeitsmarkt habe sich ab dem Frühsommer kontinuierlich erholt. Der BA-Chef verwies auf zwei Erfolge: "Bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung stehen wir so gut da wie nie zuvor." Mit 34,37 Millionen Beschäftigten sei im Oktober nach ersten BA-Berechnungen ein Allzeithoch erreicht und damit der Vorkrisenstand übertroffen worden. Zudem sei die Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten bis 25 Jahren mit 179.000 im Jahresdurchschnitt 2021 auf dem geringsten Stand seit der Wiedervereinigung.

BA ERWARTET 2022 RÜCKGANG DER ARBEITSLOSIGKEIT

Auch der Ausblick für 2022 fällt angesichts der erwarteten wirtschaftlichen Erholung positiv aus. Die Entwicklung sei aber von Unsicherheiten geprägt, etwa durch den Pandemieverlauf und Lieferengpässe im Verarbeitenden Gewerbe und dem Handwerk. Die BA rechnet laut Scheele mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahl im Jahresschnitt um etwa 250.000. Die Kurzarbeit könnte im Winter zunächst wieder gestiegen sein: "Aber wir werden wahrscheinlich die Million nicht wieder erreichen." Im Oktober gab es nach ersten BA-Berechnungen etwa 710.000 Kurzarbeitende. Für Dezember liegen nur Zahlen vor, für wie viele Beschäftigte Betriebe neue Kurzarbeit angekündigt haben. Diese Zahl stieg auf 286.000 Personen und verdoppelte sich damit gegenüber November.

Viele Betriebe fürchten den Fachkräftemangel mehr als Lieferengpässe und gestiegene Rohstoffpreise. Dies sei für zwei Drittel der Betriebe die größte Sorge, erklärte der Verband der Familienunternehmer. Arbeitgeber-Präsident Rainer Dulger erklärte, der Mangel an Fachkräften sei einer der größten Bremsklötze für die Wirtschaft: "Neben der Aktivierung aller inländischen Potenziale müssen mehr ausländische Fachkräfte für eine Karriere hierzulande begeistert werden."

Heil will demnächst die von der Ampel-Koalition vereinbarte Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf den Weg bringen, von der Kritiker negative Folgen für den Arbeitsmarkt befürchten. "Wir werden den Mindestlohn in diesem Jahr auf zwölf Euro anheben", sagte der SPD-Politiker Berlin. "Der Gesetzentwurf wird von mir in Kürze vorgelegt." Später sprach er von "Tagen, Wochen". Ab wann die Erhöhung gelten soll, ließ Heil zunächst offen. Derzeit beträgt der Mindestlohn 9,82 Euro in der Stunde.

"Wir erwarten keinen negativen Arbeitsmarkteffekt", sagte Scheele mit Blick auf den Mindestlohn. Die Gewerkschaft IG BAU erwartet durch die Erhöhung einen Kaufkraftzuwachs von rund 9,8 Milliarden Euro im Jahr. Der Verband des Gebäudereiniger-Handwerks appellierte an die Bundesregierung, dass die Erhöhung auf zwölf Euro nicht mehr in diesem Jahr in Kraft treten sollte, da andernfalls der von den Tarifpartnern ausgehandelte Branchenmindestlohn von derzeit 11,55 Euro ausgehebelt würde.