Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Mittwoch mit einem klaren Plus abgeschlossen. Bis zum frühen Nachmittag verlief der Handel in Erwartung der US-Inflationszahlen zurückhaltend, danach löste sich aber der Knoten. Die Teuerung in den USA hat sich im Mai überraschend etwas abgeschwächt, was an den Aktienmärkten positiv aufgenommen wurde. In Folge sprang der Schweizer Leitzindex in die Höhe und die Mehrheit der SMI-Titel drehte klar ins Plus. Am späten Nachmittag unterstützten dann auch noch die US-Märkte, die ebenfalls von den Zinssenkungshoffnungen beflügelt wurden.

Der am späten Abend anstehende Zinsentscheid der US-Notenbank Fed rückte in Anbetracht der positiven Inflationssignale dagegen etwas in den Hintergrund, war im Markt zu hören. Mehrheitlich gehen Analysten davon aus, dass das Fed die Zinsen trotz der positiven Inflationsentwicklung weiter stabil halten wird. Für eine Zinssenkung sei es noch zu früh, denn die Teuerung habe sich zuletzt hartnäckiger als erwartet gezeigt und es brauche erst einen klareren Abwärtstrend, sagte ein Händler. In Anschluss an den Zinsentscheid wird die Rede von Fed-Chef Jerome Powell noch für Aufmerksamkeit sorgen. Dabei werde vor allem interessant sein, "wie sich das Fed in der zweiten Jahreshälfte positionieren wird und ob eine Zinssenkung im Herbst realistisch bleibt," sagte ein Händler. Sollte dies der Fall sein, dann könnte das nun begonnene Rally noch mehrere Tage oder Wochen anhalten.

Der Leitindex SMI schloss 0,78 Prozent im Plus bei 12'167,57 Punkten und damit knapp 20 Punkte unter Tageshoch. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, stieg um 0,85 Prozent auf 1978,09 Zähler und der breit gefasste SPI gewann 0,83 Prozent auf 16'165,49 Punkte. Von den SLI-Titeln verbuchten bis auf vier alle Zugewinne.

Unter den Blue Chips fuhren die Papiere des Vakuumventil-Herstellers VAT (+3,8% auf 515,20 Fr.) das mit Abstand grösste Tagesplus ein. Gleichzeitig markierten sie damit auch ein neues Allzeithoch. Sie profitierten insbesondere von den Hoffnungen auf wieder sinkende Zinsen in den USA. Auch Logitech (+1,6%) zogen in Folge klar an. In der zweiten Reihe wurden von den Zinshoffnungen auch Technologie- und Halbleiterwerte wie Comet (+4,5%), U-Blox (+4,9%) und Inficon (+1,5%) angetrieben.

Gefragt waren zudem konjunktursensitive Werte wie ABB, Holcim, Geberit, Schindler und Sika die zwischen 2,9 und 1,0 Prozent hinzugewannen.

Auch Finanzwerte profitierten. So landeten Partners Group und Julius Bär mit Zugewinnen von je +2,2 Prozent mit an der Spitze der Tabelle. Das Plus bei UBS (+0,5%) war im Vergleich dazu etwas geringer.

Swatch (+1,3% auf 189,50 Franken) schlossen ebenso klar im Plus. Händler berichteten hier von Gelegenheitskäufen, da die Papiere mit unter 200 Franken inzwischen unterbewertet seien.

Die beiden Pharmariesen Roche GS (+0,8%) und Novartis (+0,6%) entwickelten sich in etwas im Marktdurchschnitt. Dagegen fielen die Zugewinne bei Nestlé (+0,4%) etwas schwächer aus.

Am Ende der Tabelle fanden sich die Papiere von Lonza (-2,0%). Händler sprachen von weiteren Gewinnmitnahmen, da die Papiere auf Jahressicht noch immer rund 40 Prozent an Wert gewonnen haben. Hinzu kamen belastende Nachrichten aus den USA, wonach ein potenziell vorteilhafter US-Gesetzentwurf aufgrund des engen Zeitplans vor den Präsidentschaftswahlen aus dem National Defense Authorization Act herausgenommen werden könnte.

Im breiten Markt stachen erneut die Titel von Molecular Partners (+22%) mit deutlichen Zugewinnen hervor. Sie schlossen damit an das starke Kursplus vom Vortag nach positiven Studienergebnissen an. Der Pharmazulieferer Siegfried (+2,1%) profitierte derweil von einem Zukauf in den USA. Zudem wirkte sich beim Medizinaltechnik-Unternehmen Ypsomed (+3,0%) ein neuer Kunde für den Autoinjektor positiv aus.

Die Aktien des Biotechunternehmens Spexis verloren dagegen nach der Wiederaufnahme des Handels 42 Prozent an Wert. Die Papiere waren wegen Versäumnissen bei der Publikationspflicht des Geschäftsberichts mehrere Wochen vom Handel suspendiert.

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