FRANKFURT (awp international) - Die Unsicherheit vor der immer näher rückenden Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat den deutschen Aktienmarkt am Dienstag zunehmend belastet. Der Leitindex Dax weitete anfängliche Verluste immer mehr aus und fiel auf den niedrigsten Stand seit vier Wochen. Gegen Mittag verlor der Dax 1,1 Prozent auf 18 396 Punkte.

An den Finanzmärkten wird zwar fest mit einer Zinssenkung durch die EZB gerechnet. "Der Zinspfad im weiteren Jahresverlauf ist dagegen noch nicht so klar vorgezeichnet", merkte die Landesbank Helaba an. Entsprechend zurückhaltend hatten die Investoren zuletzt agiert. "Nach den jüngsten Aussagen (der EZB) zu urteilen, ist eine weitere Zinssenkung im Juli unwahrscheinlich", urteilte Daniel Loughney, Anleihenexperte beim Fonds Mediolanum International.

Der Dax droht nun mit den Verlusten aus der Handelsspanne der vergangenen Wochen nach unten herauszufallen. Diese reicht von etwa 18 400 Punkten bis zum Rekordhoch von Mitte Mai bei knapp 18 900 Zählern.

Der MDax mit den mittelgrossen Werten verlor am Dienstagmittag 1,2 Prozent auf 26 649 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone sank um gut ein Prozent.

Bei den Einzelaktien rücken Deutsche Telekom in den Fokus. Deutschlands Förderbank KfW hat 110 Millionen Aktien des Dax-Konzerns an institutionelle Investoren verkauft. Das belastete den Aktienkurs, der um 2 Prozent fiel. Mit dem geplanten Verkauf dürfte der Anteil des Bundes an der Telekom auf 27,8 Prozent sinken.

Schlusslicht im Dax waren Siemens Energy, die um fast 6 Prozent absackten. Hier strichen Anleger Kursgewinne ein, nachdem sich der Kurs des Energietechnikkonzerns seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt hatte. Anlass für die Gewinnmitnahmen waren negative Studien von JPMorgan und vom Investmenthaus Bernstein.

Auch anderswo bewegten Analystenkommentare die Kurse. So drückte ein gestrichenes Kaufvotum der Citigroup die Aktien der Allianz um 3,4 Prozent nach unten. Freenet -Aktien stiegen hingegen um 2,5 Prozent, angetrieben von einer Kaufempfehlung der Bank UBS. Eine positive Studie von JPMorgan zur Ströer -Aktie verhalf dieser zu einem Plus von 1,1 Prozent.

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---