BERLIN (dpa-AFX) - Medienhäuser in Deutschland bauen an einer stärkeren Präsenz im Internet. Dort hoffen sie auf Erlöse, die dem Auflagenrückgang von gedruckten Presseprodukten etwas entgegensetzen sollen. Was die Branche 2021 noch beschäftigt - eine Auswahl:

DIE 86-CENT-FRAGE: Die öffentlich-rechtlichen Sender der ARD sowie das ZDF und das Deutschlandradio blicken gebannt nach Karlsruhe. Das Bundesverfassungsgericht könnte in diesem Jahr ein Urteil zur vom Land Sachsen-Anhalt blockierten Erhöhung des Rundfunkbeitrags sprechen, den Haushalte in Deutschland bezahlen. Derzeit sind es 17,50 Euro monatlich. Weil eine Finanzlücke bei den Sendern in der Beitragsperiode ab 2021 prognostiziert wird, sollte der Betrag zum 1. Januar 2021 um 86 Cent auf 18,36 Euro steigen - doch Sachsen-Anhalt verhinderte das entgegen dem Willen aller anderen Bundesländer vorerst. Die Sender klagten im Dezember. Vorgeschaltete Eil-Anträge zu dem Fall wies das Gericht noch vor Jahresende ab. Jetzt geht es um das Hauptverfahren.

DIGITAL, DIGITAL, DIGITAL: Bezahlschranken, Digital-Abos, Plus-Angebote im Netz - seit Jahren investieren Verlagshäuser zunehmend in diesen Zweig und in ihre Präsenz im Internet. Denn die Auflagen von gedruckten Presseprodukten sinken seit vielen Jahren. Digitalisierung bleibt im Jahr 2021 eine wesentliche Säule der Unternehmensstrategien. Von der "Spiegel"-Gruppe in Hamburg heißt es zum Beispiel: "Wir bauen unsere journalistischen Angebote aus, treiben Modernisierung und Digitalisierung in allen Bereichen voran und verfolgen ambitionierte wirtschaftliche Ziele, um die Unabhängigkeit des Hauses dauerhaft zu sichern." Der Medienkonzern Axel Springer teilt mit: "Für BILD wie WELT bleibt das weitere Wachstum unserer erfolgreichen digitalen Bezahlangebote BILDplus und WELTplus ein wichtiges Thema."

PRESSEFÖRDERUNG: Der Staat will in die Förderung der Presselandschaft in Deutschland einsteigen. 2021 sollen bis zu 180 Millionen Euro in Häuser mit Abo-Zeitungen, -zeitschriften und Anzeigenblätter mit einem redaktionellen Anteil von mindestens 30 Prozent fließen, damit ihnen der Umbau hin zum Digitalen gelingt. Das Ganze soll auch Medienvielfalt garantieren. In der Verlagswelt selbst sind die geplanten Hilfen umstritten. Zeitungsverleger etwa hätten lieber eine Förderung, die auf die Logistik abzielt. Sie beklagen, dass das Austragen der gedruckten Zeitungen vor allem in ländlicheren Regionen immer teurer wird.

CORONA-FOLGEN: Im Corona-Jahr 2020 stieg das Interesse an Nachrichten. Viele Häuser verzeichneten steigende Digital-Abonnenten-Zahlen und TV-Sender mehr Zuschauer zum Beispiel bei Nachrichtensendungen. Es gab jede Menge Sonder- und Spezialsendungen rund um die Corona-Pandemie. Das wird wohl auch 2021 so bleiben. Der Sprecher der Mediengruppe RTL Deutschland, Christian Körner, teilt mit: "Ob in Gesellschaft, Politik oder Wirtschaft: Die Zeiten sind und bleiben in vielerlei Hinsicht bewegt. Wir werden unser Publikum deshalb in unseren journalistischen Formaten noch umfassender informieren mit mehr Sondersendungen, Hintergrundberichten und investigativen Reportagen." Das alles wolle die Mediengruppe möglichst mit Live-Formaten und über alle Plattformen hinweg zeigen.

Als weitere Folge von Corona werden viele Medienhäuser auch 2021 die wirtschaftlichen Auswirkungen umtreiben. 2020 brachen sehr viele Werbeerlöse weg. Es gab auch Kurzarbeit.

URHEBERRECHT: Hinter dem behördlich anmutenden Begriff verbirgt sich ein Drahtseilakt, den der Bund versucht. Hierzulande werden Urheber etwa im Bereich Schrift, Musik oder Kunst davor geschützt, dass ihre Werke ohne Regelwerk und bestimmte Bedingungen genutzt werden. Die Internet-Welt hat in den vergangenen Jahrzehnten viele neue Fragen aufgeworfen und neue Regeln nötig gemacht - das Urheberrecht soll neue und am besten praktikable Lösungen auch zu Medieninhalten im Netz bieten. Die Bundesregierung will voraussichtlich noch im Januar einen Beschluss zu einer Reform fassen. Danach käme das Ganze in den Bundestag. Ziel ist es, dass entsprechende EU-Richtlinien bis Sommer in nationales Recht umgesetzt sind. Die Verlags- und auch die Musikbranche schauen mit Argusaugen darauf. Sie befürchten zum Beispiel, dass kleine Werkteile per Gesetz ausschnittsweise im Netz verfügbar sein könnten, ohne, dass der Urheber Kontrolle darüber hat./rin/DP/jha