Seoul (Reuters) - Die Spannungen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea verschärfen sich weiter.

Die südkoreanische Armee feuerte mindestens zum dritten Mal in diesem Monat Warnschüsse auf nordkoreanische Soldaten ab, die die Grenze überschritten hatten, wie die Militärführung in Seoul am Freitag mitteilte. Die nordkoreanischen Soldaten hätten die militärische Demarkationslinie in der Mitte der entmilitarisierten Zone überschritten und sich nach den Warnschüssen wieder zurückgezogen. Erst am Dienstag hatte das südkoreanische Militär Warnschüsse abgefeuert, nachdem Dutzende nordkoreanischer Soldaten die Demarkationslinie überschritten haben sollen. Südkorea bestellte zudem am Freitag den russischen Botschafter ein aus Protest gegen ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft Russlands und Nordkoreas. Die Regierung in Seoul verurteilt den Pakt als Verstoß gegen UN-Sanktionen.

Zwar ist es seit dem Ende des Koreakriegs von 1950 bis 1953 gelegentlich zu militärischen Zusammenstößen zwischen beiden Seiten gekommen. Die jüngsten Vorfälle stellen aber einen ungewöhnlichen Anstieg der militärischen Aktivitäten in der Nähe der Demarkationslinie dar.

Nordkorea äußerte sich zu dem neuen Vorfall nicht. Die einflussreiche Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un, Kim Yo Jong, verurteilte aber erneut südkoreanische Aktivisten, die am Donnerstagabend wieder Propaganda-Ballons in Richtung Norden schickten. Diese Ballons mit Flugblättern mit Kritik an Machthaber Kim, Dollar-Scheinen sowie USB-Sticks mit populären K-Pop-Videos und Fernsehfilmen hatten eine Propaganda-Schlacht an der Grenze ausgelöst. Nordkorea schickte als Reaktion Ballons mit Müll in den Süden, was dort einige Sachschäden verursachte. Seoul nahm daraufhin an der Grenze die Beschallung mit Nachrichten- und Musiksendungen über riesige Lautsprecher in Richtung Norden wieder auf.

Südkorea hatte diese Lautsprecher-Beschallung ausgesetzt, als es 2018 mit dem Norden ein Abkommen zur Entspannung der Beziehungen schloss. Doch inzwischen wurde der Pakt längst faktisch auf Eis gelegt, nachdem Nordkorea sein Atom- und Raketenprogramm vorangetrieben und Südkorea zum "Feind Nummer eins" erklärt hatte. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Mittwoch bei seinem Besuch in Nordkorea mit Machthaber Kim einen Bündnispakt geschmiedet, der auch den gegenseitigen Beistand im Falle eines militärischen Angriffs durch einen Drittstaat vorsieht.

(Bericht von Hyunsu Yim, geschrieben von Christian Götz; redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)