--BoE-Leitzins verharrt bei 5,25 Prozent

--Beschluss fällt mit sechs zu drei Stimmen

--Zinsen für längere Zeit restriktiv

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Von Paul Hannon

LONDON (Dow Jones)--Die Notenbanker der Bank of England (BoE) haben zum zweiten Mal in Folge den Leitzins unverändert gelassen, erwarten aber keine baldige Lockerung der Geldpolitik. Die Entscheidung, den Zinssatz bei 5,25 Prozent zu belassen, wurde von sechs Mitgliedern des Geldpolitischen Ausschusses unterstützt, während drei für eine Erhöhung des Leitzinses auf 5,50 Prozent stimmten. Bei der vorherigen Sitzung im September hatten vier Mitglieder für eine Anhebung gestimmt. Vor der Sitzung im September hatte die BoE ihren Leitzins in 14 aufeinanderfolgenden Sitzungen angehoben.

Die BoE ist trotz des schon Ende 2021 begonnenen Zinsanhebungszyklus weit davon entfernt, die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Im September stiegen die Verbraucherpreise wie im August mit einer Jahresrate von 6,7 Prozent und die Kernverbraucherpreise um 6,1 Prozent. Großbritannien liegt bei der Inflation damit deutlich höher als die USA oder der Euroraum. Die für die Inflationserwartungen der Konsumenten besonders wichtigen Einzelhandelspreise stiegen sogar mit einer Jahresrate von 8,9 Prozent.

Die BOE folgte mit ihrem Beschluss sowohl der Federal Reserve als auch der Europäischen Zentralbank, die ebenfalls ihre Schlüsselzinsen konstant ließen. Das bedeutet, dass sich alle drei zum ersten Mal seit Dezember 2021, als die BoE als erste ihren Leitzins anhob, gegen eine Erhöhung der Kreditkosten entschieden haben.

Angesichts sinkender Inflationsraten und eines schwachen Wirtschaftswachstums haben die Anleger begonnen, darüber zu spekulieren, wann die europäischen Zentralbanken ihre Leitzinsen senken könnten, um die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln. Die BoE erklärte, dass dies nicht in den kommenden Monaten geschehen wird, und deutete an, dass sie nicht vor dem dritten Quartal des nächsten Jahres mit einer Senkung rechnet, da die Zinssätze "für einen längeren Zeitraum" restriktiv bleiben müssten.


   Bailey: Zu früh, um über Zinssenkungen nachzudenken 

Sie warnte auch, dass sie ihren Leitzins möglicherweise wieder anheben müsse, wenn die Inflation höher ausfalle als erwartet. "Höhere Zinssätze wirken und die Inflation geht zurück", sagte BoE-Gouverneur Andrew Bailey. "Aber wir müssen sehen, dass die Inflation weiter sinkt. Es ist viel zu früh, um über Zinssenkungen nachzudenken".

Die BoE erklärte, sie erwarte, dass die Inflation in den kommenden Monaten stark zurückgehen wird und bis Ende 2025 unter ihr Ziel von 2 Prozent sinken wird. Diese Prognose basierte auf der Markterwartung, dass die BoE ihren Leitzins im dritten Quartal des nächsten Jahres senken wird. Die Inflationsprognose der BoE deutet darauf hin, dass sie sich nicht gegen diese Erwartung ausspricht, sondern einen viel früheren Zeitpunkt für ihre erste Zinssenkung anstrebt.

Die BoE geht davon aus, dass die britische Wirtschaft im Jahr 2024 stagnieren wird. 2025 erwartet sie ein Wirtschaftswachstum von nur 0,25 Prozent, eine unveränderte Prognose. Die Arbeitslosenquote soll von 4,25 Prozent in diesem Jahr auf 5 Prozent im Jahr 2025 steigen.

Mitarbeit: Andreas Plecko

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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November 02, 2023 08:52 ET (12:52 GMT)