BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Industrie hat den Brexit-Kurs des britischen Parlaments scharf kritisiert. "Es ist für unsere Unternehmen schwer erträglich, dass London weiter wertvolle Zeit verspielt", sagte der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes BDI, Joachim Lang, am Mittwoch in Berlin. "Der Auftrag nachzuverhandeln ist unverantwortliches Wunschdenken und tut nichts dafür, die akute Gefahr eines chaotischen Brexits abzuwenden." Betriebe diesseits und jenseits des Ärmelkanals hingen weiter in der Luft. Für Nachverhandlungen über das Austrittsabkommen bestehe kein Spielraum.

Das Parlament in London hatte sich am Dienstag mehrheitlich dafür ausgesprochen, das mit Brüssel ausgehandelte Austrittsabkommen wieder aufzuschnüren. Erwartet wird, dass Premierministerin Theresa May dafür in den kommenden Tagen nach Brüssel reisen wird. Sie will dort erreichen, dass die Garantie für eine offene Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland aus dem Abkommen gestrichen und durch "alternative Regelungen" ersetzt wird. Die EU hat das jedoch bereits abgelehnt.

Das Austrittsabkommen sei das bestmögliche Verhandlungsergebnis für die EU und das Vereinigte Königreich, so Lang. "Spielräume gibt es nur für die Gestaltung der künftigen Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union. Beide Seiten dürfen es nicht mehr aufschnüren, weil sich die Unsicherheit auch für die Wirtschaft in diesem Fall abermals vergrößern würde."/hoe/DP/fba