London (Reuters) - Ungewöhnlich viel Regen und Streiks haben der britischen Wirtschaft einen überraschend schlechten Start in die zweite Jahreshälfte eingebrockt.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im Juli um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch mitteilte. Dies sei der größte Rückgang seit Beginn des Jahres. Das kommt überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten lediglich mit einem Minus von 0,2 Prozent gerechnet.

Alle wichtigen Bereiche - von der Industrie über das Baugewerbe bis hin zu den Dienstleistern - verzeichneten einen Rückgang. Doch vor allem die Streiks im Gesundheitssektor sowie in Schulen bremsten spürbar, wie es hieß. Zudem habe ungewöhnlich viel Regen die Briten vom Shoppen abgehalten und auch die Baubranche belastet.

Die überraschend trüben Zahlen drückten die britische Währung. Das Pfund Sterling verlor 0,3 Prozent auf 1,25 Dollar und war damit auf den Weg, den größten Tagesverlust seit einer Woche zu verbuchen. Der Euro legte gegenüber dem Pfund 0,1 Prozent zu und erreichte mit einem Wert von 86,24 Pence den höchsten Stand seit einem Monat.

Die Bank of England (BoE) entscheidet kommende Woche über ihren Zinskurs. Die Notenbank ist aus Sicht ihres Chefs Andrew Bailey nach einer Serie von geldpolitischen Straffungen "viel dichter" am Zinsgipfel dran. Doch ließ Bailey jüngst mit Blick auf die nächste Sitzung am 21. September offen, ob es dann noch weiter nach oben geht. Die BoE hat auf allen ihren vergangenen 14 Sitzungen eine Erhöhung beschlossen und den Leitzins zuletzt auf 5,25 Prozent gehievt - das höchste Niveau seit 15 Jahren. Damit soll die Inflation gedämpft werden, doch belasten die hohen Zinsen auch die Konjunktur.

(Bericht von Andy Bruce und David Milliken, geschrieben von Nette Nöstlinger, redigiert von Rene Wagner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)