Sintra (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) ist aus Sicht ihrer Präsidentin Christine Lagarde bei der Verringerung der Inflation schon weit vorangekommen.

Fragezeichen blieben aber hinsichtlich des Wirtschaftswachstums in der 20-Länder-Gemeinschaft, sagte Lagarde am Dienstag bei einer Diskussion auf dem Notenbankforum der EZB in Sintra in Portugal. "Wir sind auf dem Weg der Disinflation sehr weit fortgeschritten", sagte Lagarde. Die Inflation in der Euro-Zone liegt inzwischen im Juni bei 2,5 Prozent. Damit ist die Zielmarke der Währungshüter von 2,0 Prozent nicht mehr weit entfernt. Noch im Herbst 2022 hatte die Teuerung zeitweise bei über zehn Prozent gelegen.

Lagarde zufolge muss im Dienstleistungssektor die Inflation nicht auf zwei Prozent sinken. Denn die Teuerung bei Industrieerzeugnissen liege unter diesem Niveau. "Und am Ende des Tages wird es eine Balance geben", sagte sie. Die Inflation bei Dienstleistungen erwies sich zuletzt als sehr hartnäckig. Im Juni lag die Teuerung dort wie schon im Mai bei 4,1 Prozent. Unsicherheiten gebe bei den Wachstumsaussichten, sagte Lagarde. "Wir befinden uns in der langsamen Erholung, die im ersten Quartal einsetzte und von der wir hoffen, dass sie sich fortsetzen wird. (...) Aber all das ist mit Unsicherheiten und großen Fragezeichen bezüglich der Zukunft behaftet."

Die EZB hatte im Juni die Zinswende vollzogen und erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsen gesenkt. Sie setzte den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, auf 3,75 Prozent von zuvor 4,00 Prozent nach unten. Zum weiteren Zinspfad hielt sich die EZB-Führung aber bislang bedeckt.

(Bericht von Balazs Koranyi, Francesco Canepa und Frank Siebelt. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)