Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt präsentiert sich am Donnerstag gegen Mittag nach negativen Vorgaben ganz leicht im Minus. Gegen Mittag richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger immer mehr auf das mutmasslich entscheidende Ereignis des Tages: den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Analysten der Swedbank beispielsweise erwarten, dass die EZB ihr Anleihekaufprogramm im September abrupt beendet. Im Gegensatz dazu geht eine Mehrheit der Analysten allerdings nicht von einer sofortigen Reduktion auf null Euro aus.

Zuletzt hatten EZB-Mitglieder zudem vermehrt den starken Euro thematisiert. Vor allem im Euroraum hoffen Anleger nun, dass sich die EZB heute über die Aufwertung besorgt zeigen wird. Doch ob dies den Aufwärtstrend der Gemeinschaftswährung stoppen kann, wird von Händlern bezweifelt. Denn die Ursache für diese Entwicklung sei primär der schwache Dollar. In der Schweiz liegt der Fokus derweil bei den Einzeltiteln auf Clariant nach einem Wechsel des Grossaktionärs und auf Aryzta nach einer neuerlichen Gewinnwarnung. Beide Titel geben stark nach, wobei die Titel des Spezialitätenchemieherstellers ihre Verluste im Vergleich zum frühen Handel noch ausgeweitet haben.

Der Swiss Market Index (SMI) steht um 12.50 Uhr fast unverändert 0,03% tiefer bei 9'544,70 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gibt 0,33% auf 1'563,60 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,19% auf 10'948,13. Von den 30 wichtigsten Titeln notieren 21 im Minus und neun im Plus.

Im Fokus stehen Clariant, deren Aktien sich um 8,0% verbilligen. Für Beobachter überraschend, trennt sich die oppositionelle Aktionärsgruppe White Tale von ihrem 25%-Paket am Spezialchemiekonzern und verkauft dieses für eine nicht genannte Summe in den Nahen Osten. Der Einstieg von Sabic geschah nicht mit der Absicht, den Muttenzer Konzern dereinst voll zu übernehmen. "Ziel war es, ein Ankeraktionär bei Clariant zu werden", sagten gut informierte Kreise am Donnerstag zu AWP. In der Folge kommt es aktuell zu Gewinnmitnahmen, weil Übernahmephantasien verfliegen.

Viel steiler bergab geht es mit Aryzta (-20%). Das Unternehmen, das seit einiger Zeit in der Krise steckt, hatte am Morgen die Investoren mit einer weiteren Gewinnwarnung verschreckt. Nach den relativ optimistischen Aussagen Ende November im Zusammenhang mit den Q1-Zahlen und einem darauffolgenden starken Kursanstieg, sorgen die News erneut für Verunsicherung.

Schwächer als der Gesamtmarkt notieren ausserdem die Luxusgütertitel Richemont (-1,3%) und Swatch (-1,1%). Am Abend wird der französische Branchennachbar LVMH seine Jahreszahlen präsentieren. Und auch Lonza (-1,1%) oder Geberit (-0,9%) geben deutlich nach.

Im Gegensatz dazu sind die Papiere des Pharmariesen Novartis (+1,4% auf 87,08 CHF) einen Tag nach der Bilanzmedienkonferenz dem SMI eine klare Stütze. Am Vortag waren die Titel bereits der grosse Gewinner im Leitindex, da der Konzern für 2018 den Eintritt in eine "neue Phase des Wachstums" versprach. Heute reagieren Barclays und Credit Suisse mit Kurszielerhöhungen, allerdings belassen die Banken ihre Einstufungen auf "Underweight", respektive "Underperform". Ein "Buy" gibt es dafür von Société Générale, die das Kursziel auf 97 von 95 CHF anheben.

Branchennachbar Roche GS (-0,2%) und auch das dritte SMI-Schwergewicht Nestlé (-0,7%) haben derweil etwas mehr Mühe, Tritt zu fassen und stehen im Minus.

Selbiges gilt auch für Bâloise (-0,1%). Der Versicherer hatte bekannt gegeben, in die Mobilitätsplattform Mobly in Belgien zu investieren. Auch andere Titel aus dem Versicherungsbereich wie Swiss Re (-0,4%) tendieren negativ, genau wie die der Grossbanken Credit Suisse (-0,1%) und UBS (-0,2%).

Am breiten Markt geht es derweil weiter mit der Berichtssaison. So haben Belimo, Huber+Suhner (je -2,0%) sowie die Schlatter Gruppe (bisher ungehandelt) Zahlen zu ihren Umsätzen für das abgelaufene Geschäftsjahr publiziert. Alle drei konnten hier eine Steigerung erzielen. Bei Schlatter reduzierte sich allerdings der Bestellungseingang.

Bei Santhera (+5,7%) stehen die Zeichen nach deutlichen Abgaben am Vortag nun wieder etwas auf Erholung. Evolva (-2,9%) wiederum hat nach vorläufigen Zahlen im vergangenen Geschäftsjahr seine Produktumsätze verdoppelt - auf 2,0 Mio CHF.

kw/ra