Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt reagiert wie auch die anderen Börsenplätze weltweit gelassen auf die Ablehnung des Brexit-Abkommens im britischen Parlament. Am späten Mittwochvormittag notieren die Indizes moderat im Plus. Der Ausgang der Abstimmung stelle ja auch keine Überraschung dar, sagte ein Händler. Nun sei aber wieder alles offen. Allerdings verlaufe der Handel sehr lethargisch, viele Investoren blieben weiterhin an der Seitenlinie.

Eine Reihe von Kommentatoren sieht einen geregelten Austritt Grossbritanniens aus der EU auch weiterhin noch als möglich an. Aufgrund des derzeitigen Chaos sei es das Naheliegendste, den Austrittstermin zu verschieben und Zeit zu gewinnen, meinte etwa ein deutscher Marktanalyst. Zunächst muss sich britische Premierministerin Theresa May am Abend aber einem Misstrauensvotum stellen. Mehrheitlich wird erwartet, dass dieses abgelehnt wird.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert gegen 11.10 Uhr 0,11 Prozent im Plus auf 8'834,68 Punkte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) legt derweil um 0,33 Prozent auf 1'364,25 zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewinnt 0,14 Prozent auf 10'307,20 Stellen. Von den 30 SMI/SLI-Werten notieren 21 im Plus und neun im Minus.

Deutlichste Gewinner im SMI/SLI sind die Titel des Logistikers Kühne+Nagel (+3,2%). Dabei dürften Fusionsfantasien eine Rolle spielen. Am Morgen hatte die dänische DSV-Gruppe ein unaufgefordertes und unverbindliches Kaufangebot für den Basler Logistikkonzern Panalpina zu 170 Franken je Titel vorgelegt. Der Verwaltungsrat will das Angebot nun prüfen. Die am breiten Markt kotierten Panalpina-Aktien springen um 30 Prozent auf 178,10 Franken nach oben und notieren damit deutlich über den gebotenen Preis.

Klare Avancen verzeichnen auch die Vifor-Pharma Aktien (+2,9%), die damit den seit Anfang Jahr anhaltenden Erholungskurs fortsetzen. Zulegen können zudem Temenos (+2,6%). Das Bankensoftwareunternehmen hat am Mittwoch Weiterentwicklungen für Produkte, darunter für die Kernbankenlösung T24, mitgeteilt.

Klar im Plus zeigen sich auch die Grossbankenwerte UBS (+1,3%) und CS (+0,8%). Am Markt wird auf neue Spekulationen um einen Zusammenschluss der Deutschen Bank und der Commerzbank verwiesen. Am frühen Nachmittag werden in den USA zudem mit der Bank of America und Goldman Sachs weitere grosse Finanzhäuser ihre Zahlen für das vierte Quartal vorlegen. Auch die Aktien des Vermögensverwalters Julius Bär (+1,0%) notieren fester.

Verhalten entwickeln sich dagegen die grosskapitalisierten Pharmawerten Novartis (+0,2%) und Roche (-0,1%), die am Vortag noch deutlich zugelegt hatten. Das dritte Börsenschwergewicht Nestlé (-0,5%) belastet die Indizes mit Abgaben.

Abschläge gibt es zudem für die Titel des Liftherstellers Schindler (-0,4%), für welches die Royal Bank of Canada nach der jüngsten Aktienkursentwicklung das Rating auf "Sector Perform" von "Outperform" zurückgenommen haben. Abgaben erleiden zudem die Titel des Warenprüfkonzerns SGS (-0,5%) und des Bauchemieunternehmens Sika (-1,3%).

Am breiten Markt profitieren OC Oerlikon (+4,4% auf 12,65 Fr.) von einer Kaufempfehlung durch die Deutsche Bank mit Kursziel 15,00 Franken. Der zuständige Analyst attestiert dem Industrieunternehmen eine gute Position in neuen Wachstumsmärkten und verweist auch auf den starken Cash-Bestand.

Nach dem Kaufangebot für Panalpina kommen laut Händlern auch für weitere Unternehmen wieder einige Übernahmespekulationen auf. So werde auch wieder über eine mögliche Übernahme des angeschlagenen Asset Managers GAM (Aktien +1,8%) geredet. Zudem kursierten Gerüchte über ein allfälliges Interesse eines Detailhändlers am Kioskunternehmen Valora (Aktie +2,2%), wobei vor allem Coop ins Spiel gebracht wird.

Einen Absturz um 57% auf noch 0,71 Franken erleiden die Titel des Verpackungshersteller Airopack. Dieser muss nach einer Untersuchung seine Zahlen aus dem Halbjahresbericht 2018 anpassen und korrigiert die Erwartungen für das vergangene Jahr entsprechend nach unten. Die Zukunft des Unternehmens hänge davon ab, ob die im November angekündigte Rekapitalisierung auch durchgeführt werden könne, heisst es.

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