Berlin (Reuters) - Der chinesische Botschafter in Deutschland, Wu Ken, hat die Bundesregierung vor einer Politisierung der Wirtschaftsbeziehungen gewarnt.

"China wird sich nicht in die Gesetzgebung von Deutschland einmischen. Doch die Politisierung von Wirtschafts- und Handelsfragen verzerrt die Prinzipien der Marktwirtschaft", sagte Wu Ken dem "Handelsblatt" (Montagausgabe) laut Vorabbericht. Auch viele deutsche Unternehmen hätten Bedenken, fügte er in Anspielung auf die Debatte über eine China-Strategie der Ampel-Koalition und das neue Lieferkettengesetz hinzu.

"China spricht sich klar dagegen aus, dass einige Länder solch ein Lieferkettengesetz nutzen, um sich über die inneren Angelegenheiten anderer Staaten auszulassen", warnte Wu Ken in Bezug auf nötige Menschenrechtsstandards, die deutschen Firmen etwa den Bezug von Gütern verbietet, die unter Zwangsarbeit hergestellt wurden. "Wie schon in der Vergangenheit wird China alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die legitimen Rechte und Interessen seiner Unternehmen konsequent zu schützen", sagte der Botschafter, ohne Details zu nennen. Wu Ken pochte darauf, dass Taiwan Teil Chinas sei.

Am Sonntag waren einige FDP-Bundestagsabgeordnete wie Johannes Vogel, Christine Aschenberg-Dugnus und Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu einem Besuch nach Taiwan aufgebrochen und hatten dies auf Twitter publik gemacht. Die Ampel-Koalition will die Diversifizierung der deutschen Wirtschaft vorantreiben und zu große Abhängigkeiten von China verhindern. Die Wirtschaft hatte sich sehr kritisch zu zwei bekannt gewordenen vertraulichen China-Papieren der grün-geführten Außen- und Wirtschaftsministerien geäußert.

Wu Ken warf einigen westlichen Ländern zudem vor, den Krieg in der Ukraine mit Waffenlieferungen und "unrealistischen Vorbedingungen" für Verhandlungen zu eskalieren, wollte Deutschland aber dabei nicht ausdrücklich nennen. "China ist keine Konfliktpartei", betonte er. "Am 25. Februar 2022 hat Staatspräsident Xi Jinping mit Herrn Putin telefoniert. In diesem Telefonat hat Herr Xi ihn dazu aufgerufen, dass er den Konflikt bitte mit friedlichen Mitteln beilegt", sagte der Botschafter.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)