FRANKFURT (dpa-AFX) - Wie gewonnen, so zerronnen. Nachdem der Dax am ersten Handelstag des neuen Jahres noch in Richtung Rekordhoch geschnellt war, folgte tags darauf der Schock: Die verschärften Spannungen zwischen den USA und dem Iran nach der Tötung eines ranghohen iranischen Generals durch das US-Militär rissen den deutschen Leitindex in die Tiefe. Auch in der neuen Woche drohen dem Börsenbarometer Experten zufolge Verluste. Der schwelende Konflikt im Nahen Osten könnte mit weiteren Eskalationen zumindest kurzfristig eine Belastung für die Aktienmärkte werden, schrieb Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank.

"Wenn dieser Konflikt weiter eskaliert, sind Turbulenzen an den Börsen unvermeidlich", schrieb Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Diese Auseinandersetzung habe das Potential, politisch und wirtschaftlich extreme Turbulenzen auszulösen. Der drastische Anstieg des Ölpreises sei möglicherweise erst ein klitzekleiner Vorgeschmack auf das, was da noch kommen könne.

Marktstratege Andreas Lipkow von der Comdirect Bank allerdings äußerte sich etwas zuversichtlicher. Der erste Schock sitze zwar tief, allerdings bestünden auch gute Voraussetzungen für eine Beruhigung der Lage im Nahen Osten: "Derzeit hat kein Land gesteigertes Interesse daran, die Rohölpreise lange auf hohem Kursniveau zu sehen. Dies hilft nur kurzzeitig den Vereinigten Arabischen Emiraten, würde langfristig jedoch die westlichen Industrienationen und China wirtschaftlich treffen."

Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets, ergänzte: "Politische Börsen haben kurze Beine und das könnte auch für die aktuelle Situation gelten." Die Börse preise lediglich die erhöhten geopolitischen Spannungen ein. Aus charttechnischer Sicht allerdings sei der Dax noch nicht aus dem Schneider.

Nach Einschätzung der Chartexperten der Schweizer Bank UBS rückt nun beim Dax die exponentielle 50-Tage-Trendlinie bei aktuell gut 13 060 Punkten in den Fokus. Werde hier den "Bären" kein Einhalt geboten, dürfte dann bei deutlich eingetrübtem Chartbild vermutlich die runde Marke von 13 000 Punkten wieder getestet werden.

Abseits des aktuellen Konflikts im Nahen Osten stehen Konjunkturnachrichten im Fokus. "In der neuen Woche dürften vor allem der am Freitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht und die Daten aus der deutschen Industrie auf Interesse stoßen", schrieben die Analysten der Commerzbank. Sie erwarten, dass die US-Wirtschaft im Dezember weiterhin kräftig neue Jobs geschaffen und sich die deutsche Industrie im November stabilisiert hat. Die hiesigen Industriedaten werden bereits am Donnerstag veröffentlicht.

Aus Unternehmenssicht richten sich die Blicke Anfang der neuen Woche nach Las Vegas, wo die Unterhaltungselektronik-Messe CES ihre Tore öffnet. Veranstaltungen wie diese werden mittlerweile auch gern von Unternehmen aus der Automobilbranche genutzt, um ihre Angebote rund um E-Mobilität und Digitalisierung zu präsentieren. Insofern könnten hierzulande auch die Aktien von Konzernen wie Continental oder Daimler in Bewegung geraten./la/edh/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---