Frankfurt (Reuters) - Die vorweihnachtliche Kauflaune der Anleger hält an.

Der Dax stieg am Donnerstag um ein knappes Prozent auf 13.667,25 Punkte und lag damit nur etwa 130 Zähler unter seinem bisherigen Rekordhoch. Der MSCI-Weltindex markierte mit zeitweise 639,64 Stellen bereits eine neue Bestmarke. Gleiches galt für den US-Index S&P 500, der auf bis zu 3725,12 Punkte vorrückte. Der EuroStoxx50 legte 0,6 Prozent auf 3563,91 Stellen zu.

"Auf Betriebstemperatur hält die Anleger vor allem die Hoffnung auf das langersehnte US-Konjunkturpaket", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Experten zufolge könnten die Hilfen ein Volumen von 900 Milliarden Dollar haben. Der Handlungsdruck auf die Kongressabgeordneten sei enorm, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Die jüngsten Coronavirus-Restriktionen setzten vor allem kleineren und mittleren Unternehmen zu. Ohne staatliche Hilfe drohe eine Pleitewelle.

BREXIT-DEAL IN LETZTER MINUTE?

Mut machten Investoren auch die jüngsten Aussagen zum Stand der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Eine Einigung scheint so nahe wie noch nie. Es deutet alles darauf hin, dass der harte Brexit in der allerletzten Minute verhindert werden kann." Dies hievte den Kurs des Pfund Sterling zeitweise auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 1,3623 Dollar.

Daneben beschäftigten sich Börsianer mit der Nachlese der Fed-Beratungen vom Mittwoch. Die US-Notenbank hatte signalisiert, den Leitzins noch bis mindestens Ende 2023 bei praktisch null Prozent belassen und die Anleihekäufe im aktuellen Umfang bis auf weiteres fortsetzen zu wollen. "Die Fed bleibt stramm auf Expansionskurs und das noch sehr lange", kommentierte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke.

INFLATIONSSORGEN MACHEN GOLD UND BITCOIN ATTRAKTIV

Die ultra-lockere Fed-Politik und die Aussicht auf ein staatliches US-Konjunkturpaket schürten Inflationsspekulationen, mahnte Analyst Peter Fertig vom Analysehaus Quantitative Commodity Research. Dies drücke den Dollar und mache Gold attraktiv. Das Edelmetall verteuerte sich um gut ein Prozent auf 1885 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel dagegen um bis zu 0,8 Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 89,755 Punkten. Im Gegenzug legte der Euro auf 1,2248 Dollar zu.

Die Inflationssorgen befeuerten außerdem die Bitcoin-Rally, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Bitcoin wird plötzlich zur Anlageklasse für Schutz suchende Anleger, die eine Entwertung des Papiergeldes fürchten. Bitcoin wird salonfähig." Die älteste und wichtigste Cyber-Devise, die am Mittwoch die Schallmauer von 20.000 Dollar durchbrochen hatte, stieg um bis zu zwölf Prozent auf ein Rekordhoch von 23.774,40 Dollar. In ihrem Windschatten stiegen die Aktien der Bitcoin Group, die eine Börse für den Handel mit Internet-Devisen betreibt, in der Spitze um 19 Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 82,50 Euro.

THYSSENKRUPP IM KURSSPRUNG

Am deutschen Aktienmarkt gehörte Thyssenkrupp mit einem Kursplus von zeitweise rund elf Prozent zu den Favoriten. Einem Bericht des "Manager Magazins" zufolge hat der dänische Konzern FLSmidth eine Offerte für Teile des Anlagenbaus vorgelegt. Dazu kommen Hoffnungen auf ein starkes Wachstum des Wasserstoffgeschäfts. Der Markt setze darauf, dass mit einer entschlossenen Sanierung das Ruder bei dem Traditionskonzern noch herumgerissen werden könne, sagte ein Börsianer. FLSmidth-Titel kamen in Kopenhagen kaum vom Fleck.

An der Wall Street zogen die Papiere von Accenture um bis zu 9,4 Prozent an und erreichten ein Rekordhoch von 270,83 Dollar. Der Unternehmensdienstleister hob dank einer Pandemie- und Homeoffice-bedingt gestiegenen Nachfrage nach seinen Cloud-Angeboten seine Gesamtjahresziele an.