WIEN (AFP)--Ein früherer österreichischer Geheimdienstmitarbeiter mit Verbindungen zum deutschen Zahlungsdienstleister Wirecard ist in Wien festgenommen worden. Der Mann werde verdächtigt, vertrauliche Informationen an Wirecard sowie an Russland verkauft zu haben, berichteten mehrere Medien. Die Sprecherin des Wiener Landgerichts für Strafsachen bestätigte auf AFP-Anfrage am Mittwoch lediglich, dass der Verdächtige in Gewahrsam sei. Weitere Angaben machte sie nicht.

Den Berichten zufolge war der frühere Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) bereits am Wochenende festgenommen worden. Nach Informationen der Zeitung "Die Presse" hatte er sich zwischen 2015 und 2020 illegal Zugang zu vertraulichen Dokumenten verschafft und Staatsgeheimnisse an Russland sowie an österreichische Politiker verkauft. Demnach leitete er auch Informationen an den ehemaligen Finanzchef von Wirecard, Jan Marsalek, weiter.

Marsalek steht im Zentrum des Skandals um die Bilanzfälschung bei Wirecard und ist seit Juni untergetaucht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm schwere Untreue und gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor.

In den vergangenen Jahren hatten mehrere Skandale das Vertrauen der Verbündeten in die österreichischen Sicherheitsbehörden geschwächt. Im Juni war in Österreich ein Oberst a.D. wegen jahrelanger Spionage für Russland zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden.

2018 hatte der damalige Innenminister Herbert Kickl von der rechtspopulistischen FPÖ den Sitz des BVT durchsuchen lassen, um Daten zu Rechtsextremen und Burschenschaften zu beschlagnahmen, die der FPÖ nahe stehen sollen.

Die Razzia löste einen Skandal aus. Mehrere westliche Geheimdienste schränkten damals ihren Informationsaustausch mit Österreich ein. Sie äußerten die Sorge, dass Informationen an Moskau weitergegeben werden könnten, da die FPÖ eine Kooperationsvereinbarung mit der Partei Einiges Russland des russischen Staatschefs Wladimir Putin getroffen hat.

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January 27, 2021 09:55 ET (14:55 GMT)