06.03.2012

Im Gespräch: Diego Fernández Reumann, Verianos

Börsen-Zeitung, Ausgabe 46 vom 6.3.2012


Kursturbo für Immobilien-AG gesucht
Strategie-Mix aus Neubauten und Co-Investitionen soll Segment beflügeln

tl Frankfurt - Die Immobilien-AG in Deutschland kommen nicht auf die Beine. Die Kursentwicklung der vergangenen Jahre hat enttäuscht. Und selbst das gestiegene Interesse auch internationaler Investoren an deutschen Büros und Wohnungen hat den Immobilienaktien zu keinem Höhenflug verholfen.

Für Diego Fernández Reumann, Managing Partner der "Immobilienboutique" Verianos AG, liegt dies am zu wenig fokussierten Geschäftsmodell der meisten Gesellschaften. Als eine der wenigen Ausnahmen nannte er in einem Gespräch mit der Börsen-Zeitung die Deutsche Euroshop, die sich auf Shoppingcenter in 1a-Lagen Deutschlands konzentriert. "Dort hat sich der Aktienkurs auch gut entwickelt."

Ein erfolgversprechendes wohnwirtschaftliches Geschäftsmodell, um Immobilien-AG in Deutschland auch an der Börse zum Erfolg zu führen, besteht für Fernández Reumann aus zwei Komponenten. "Zum einen muss eine Gesellschaft Objekte kaufen und verkaufen, entweder an Mieter oder Investoren. Dazu gehört aber auch, Objekte von Grund auf selbst zu entwickeln", sagt Fernández Reumann. "Nur so lässt sich eine attraktive Verzinsung erreichen." Zweiter Bestandteil einer erfolgreichen Unternehmensstrategie ist für den Immobilienexperten das Engagement als Co-Investor in verschiedenen Anlagevehikeln zusammen mit institutionellen oder privaten Partnern. "So können Dienstleistungserträge generiert und damit die Ertragsstruktur der Immobilien-AG diversifiziert und verstetigt werden."

Dieses Modell sieht Fernández Reumann bereits durch die Patrizia AG, die kürzlich die Wohnungsbestände der LBBW übernommen hat, umgesetzt. Vergleichbares will er aber auch mit der kleinen, im Berliner Freiverkehr notierten Wohnungsgesellschaft Real 2 umsetzen. Den Mehrheitsanteil des portugiesischen Großaktionärs Chamartín-Sociedade de Investimentos Imobiliarios S.A. hat Verianos gerade bei vermögenden Privatkunden und Family Offices in Deutschland, Luxemburg, Italien und Spanien platziert (45%) beziehungsweise selbst übernommen (10%).

In den kommenden drei bis fünf Jahren soll die Gesellschaft frisches Kapital aufnehmen, das sowohl in die AG als auch in mit anderen betriebene Vehikel (Co-Investments) fließen soll. Angepeilt wird für diese Vehikel eine Größenordnung von 50 Mill. bis 150 Mill. Euro. "Erste Gespräche mit potenziellen Investoren führen wir bereits." Infrage kämen beispielsweise Versicherer und Versorgungswerke, aber auch Stiftungen und nicht zuletzt Private. Real2 könnte sich z. B. mit 5% am Eigenkapital eines solchen Vehikels (bei 50% Fremdkapital) beteiligen.

"Investiert werden soll in Bestandsobjekte und Projektentwicklungen, die mit Blick auf die demografische Entwicklung den Anforderungen der verschiedenen Generationen gerecht werden", sagt Fernández Reumann.

Möglichst bald soll Real 2 im Entry Standard notiert werden. Verianos selbst sieht ihr Engagement bei der Gesellschaft als langfristig an und will auch bei Kapitalerhöhungen mitziehen.

Börsen-Zeitung, Ausgabe 46 vom 6.3.2012