Wieso benötigt die Schweiz eine neue Radiomessung?

Die Radiolandschaft ist im Umbruch; dank Webstreaming, Podcasts und Digitalisierung entwickelt sich das Medium weiter. Die Forschung steht daher vor neuen Herausforderungen, um den veränderten Hörgewohnheiten des Schweizer Radiopublikums gerecht zu werden. Gleichzeitig will man auch auf sich verändernde Anforderungen des Marktes eingehen.

Das Hauptziel des Projektes ist es, die Radionutzungsforschung erneut ein gutes Stück vorwärts zu bringen und auch für die Zukunft eine moderne und wissenschaftlich korrekte Radioforschung sicher zu stellen.

Was dürfen wir denn erwarten?

Die augenfälligste Neuerung ist das Messinstrument: mit einem digitalen Zifferblatt und der Möglichkeit, die Daten täglich zu übermitteln, macht die Uhr den Sprung in die Gegenwart. Aber auch der Messalgorithmus wird, basierend auf 15 Jahren Erfahrung, neu konzipiert. Der Rekrutierungsprozess und das Panel werden modernisiert, so dass beispielsweise auch Personen ohne eingetragene Nummer im Telefonbuch für die Radiomessung rekrutiert werden können. Nebst den Informationen aus dem Basis-Fragebogen ist vorgesehen, mit Ad Hoc-Befragungen der Panelisten zusätzliche Themen wie die Kopfhörernutzung zu ergründen. Zudem wird derzeit auch der Einsatz einer App als ergänzendes Messinstrument auf Smartphones getestet.
Stichwort Smartphone: Warum wird die Radiomessung nicht einfach über eine App gemessen?

Im Rahmen der Standortbestimmung wurde eine Uhr gegen ein spezielles Smartphone und eine App ins Rennen geschickt. Faktoren wie Trage-Dauer, Mikrophon-Qualität, Installations-Rate und Rekrutierungs-Schwierigkeiten in gewissen Zielgruppen liessen den Entscheid zugunsten der Uhr als primäres Messinstrument ausfallen.
Ab wann wird die neue Uhr eingesetzt? Wie sieht der Zeitplan aus?

Der Langzeittragedauertest beginnt bereits in den nächsten Wochen. Dabei sollen vor allem die Rahmenbedingungen des Messszenarios getestet werden.
Gemäss heute gültigem Zeitplan wird die neue Radiomessung am 1. Juli 2017 eingeführt.

Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, in denen seit einigen Jahren die Uhr und nicht die Befragung als Messinstrument benutzt wird. Wurde im Entscheidungsprozess die Möglichkeit, wieder zurück zur Befragung zu gehen, in Erwägung gezogen?

Die Diskussion wurde durchaus geführt, wenn auch mit klar negativem Ergebnis. Befragungen oder das Führen von Medientagebüchern haben durchaus Vorteile - die Hördauer fällt beispielsweise tendenziell länger aus. Die Befragungen basieren aber immer auf dem Erinnerungsvermögen der Teilnehmenden und sind deshalb weniger genau. Eine Radionutzungs-Messung dient dem Medium insofern, als die Währung hart ist und auf Augenhöhe mit den TV-Nutzungsdaten steht.
Radio als Werbeträger steht ausserdem zunehmend auch in Konkurrenz mit der - teils umstrittenen - 'Messbarkeit' digitaler Medien. Die bereits 2001 eingeführte elektronische Datenerhebung geniesst im Markt hohe Akzeptanz und ist im Wettkampf um Budgets ein gewichtiges Argument. Wenn ich als Werbetreibender also die Wahl zwischen einem Medium habe, dessen Nutzung gemessen wird und einem, dessen Nutzung befragt wird, fällt mir die Entscheidung nicht schwer.

Wird die neue Uhr auch grössere Kosten verursachen?

Die Vorgabe an das Projektteam ist klar: ExplorRadio muss im heutigen Kostenrahmen stattfinden.

Wieso wird die neue Uhr nur für die Messung von Radionutzung und nicht auch von TV-Nutzung eingesetzt?

Höchste Priorität hat derzeit die Weiterentwicklung der Radionutzungsforschung. Dabei wird die Möglichkeit von crossmedialen Ansätzen aber stets mitgedacht. Es gibt verschiedene Initiativen mit
unterschiedlichen Absendern, die durch die Uhr erhobenen Daten in eine crossmediale Messung zu integrieren.

Französische Version

Autor: Senta von Dach

Goldbach Group AG veröffentlichte diesen Inhalt am 28 Januar 2016 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen. Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 27 Januar 2016 17:03:54 UTC.

Das Originaldokument ist verfügbar unter: http://www.goldbachgroup.com/de-ch/news/radionutzungsforschung-die-uhr-tickt-weiter