FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt hat Bedenken gegen die geplante Fusion von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) . "Wir glauben, dass die vorschnelle Entscheidung für London unbedingt revidiert werden muss", sagte IHK-Präsident Mathias Müller der "Börsen-Zeitung" (Donnerstag). Die Börsen hatten vereinbart, dass der Sitz der Holding in der britischen Hauptstadt sein soll.

Durch das Brexit-Votum, den Beschluss einer Mehrheit der britischen Bevölkerung, aus der Europäischen Union auszutreten, sei ein neuer Sachverhalt entstanden. "Da der Sitz dann außerhalb der EU liegt, muss die Standortfrage völlig neu bewertet werden", sagte Müller dem Blatt. Die Landesregierung habe nur auf die Frankfurter Börse ein Durchgriffsrecht, nicht aber auf die Londoner Holding. Sei der Zusammenschluss erst einmal vollzogen, werde die Konsolidierung der internationalen Börsenlandschaft weiter Fahrt aufnehmen. Die neue Börse werde eine weitere Börse übernehmen oder selbst Objekt eines Gebots. "Spätestens wenn dieser Fall eintritt, ist die Durchgriffsmöglichkeit der Landesregierung ein stumpfes Schwert", mahnte Müller

Deutsche Börse und LSE hatten im März vereinbart, die Dachgesellschaft des Gemeinschaftsunternehmens in London anzusiedeln. Das Tagesgeschäft sollen wie bisher die Zentralen in Eschborn sowie London steuern. Gegen die starke Stellung Londons hatte es schon vor dem Brexit-Votum Widerstand gegeben. Durch das britische Referendum sehen sich die Kritiker bestätigt. Im Juni hatten knapp 52 Prozent der Briten dafür gestimmt, dass Großbritannien als erstes Land überhaupt die Europäische Union verlässt. Das genaue Prozedere ist noch offen./jha/stw/stb