Das Clearing bezieht sich auf einen wichtigen Teil eines Aktien-, Anleihen- oder Derivatehandels, der sicherstellt, dass die Transaktion abgeschlossen wird, selbst wenn eine Seite des Deals pleite geht.

Die führenden europäischen Clearingstellen werden von der Deutschen Börse, Euronext , London Stock Exchange Group und der Intercontinental Exchange betrieben.

Die Märkte waren im März und April 2020 volatil, als die Volkswirtschaften zum ersten Mal wegen der sich ausbreitenden Pandemie gesperrt wurden, was zu Nachschussforderungen führte.

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) erklärte, dass die Clearingstellen in der Anfangsphase der COVID-19-Krise zwar insgesamt gut abgeschnitten haben, dass aber der Anstieg der Einschusszahlungen, d.h. der Barmittel, die zur Absicherung von Geschäften gegen Zahlungsausfälle erforderlich sind, den Marktstress möglicherweise verschärft hat.

"Der beobachtete Anstieg der Ersteinschusszahlungen hat die Frage aufgeworfen, ob einige Erhöhungen prozyklisch gewirkt haben könnten und daher durch regulatorische oder aufsichtsrechtliche Maßnahmen abgemildert werden sollten", so die ESMA in ihrem Konsultationspapier.

Prozyklizität bezieht sich auf die unbeabsichtigte Übertreibung von Marktspannungen, z.B. wenn jeder zur gleichen Zeit mehr Barmittel zur Absicherung von Geschäften aufbringen muss.

Die ESMA schlug vor, dass Clearinghäuser bei der Überprüfung von Nachschussforderungen transparenter sein sollten, indem sie zunächst den Rat von Vertretern der Clearingmitglieder und Kunden einholen.

Sie schlug außerdem vor, dass Clearinghäuser anhand von Kennzahlen wie bestimmten Zeiträumen bewerten sollten, wie Änderungen der Einschusszahlungen Marktturbulenzen verstärken könnten.

Die Clearinghäuser haben 2020 nicht in gleichem Maße auf Marktspannungen reagiert, aber der Vorschlag einer Obergrenze oder eines "Tempolimits" für Einschusszahlungen könnte potenziell schädlich sein, so die Aufsichtsbehörde.

"Die ESMA hält es daher für verfrüht, solche Bestimmungen zum jetzigen Zeitpunkt einzuführen, behält sich aber das Recht vor, weitere Änderungen in Betracht zu ziehen, sobald die politischen Diskussionen auf internationaler Ebene fortgeschritten sind", so die Behörde.