BERLIN (Dow Jones)--Die zuerst in Großbritannien entdeckte und inzwischen in vielen EU-Staaten nachgewiesene neue Virusvariante B.1.1.7 bereitet Virologen Sorge. "Um B.1.1.7 zu kontrollieren, müssen wir bei den Kontaktbeschränkungen noch konsequenter sein als bisher", sagte Jörg Timm, Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, am Dienstag mit Blick auf das Treffen von Bund und Ländern dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Es sei inzwischen eine gesicherte Erkenntnis, dass diese Variante ein deutlich größeres Ansteckungspotenzial hat als die bislang dominante Sars-CoV-2-Variante. "Die epidemiologischen Daten einer neuen Studie vom London Imperial College lassen da wenig Zweifel", urteilt der Experte.

Man müsse davon ausgehen, dass die Infektionszahlen auch bei bereits bestehenden Corona-Maßnahmen plötzlich wieder zunehmen. "Wir hätten plötzlich eine Reproduktionszahl von deutlich über 1. Das heißt im Klartext: Eine infizierte Person würde dann im Schnitt ein bis zwei weitere Personen anstecken. Momentan ist es im Durschnitt weniger als eine weitere Person", sagt Timm. "Das ist dann schon ein gewaltiger Unterschied, wenn sich diese Variante durchsetzt."

Derzeit sei unklar, wie stark die Variante bereits in Deutschland vertreten ist und wie schnell sie sich ausbreitet. Zusätzlich bewegten sich die Infektionszahlen in Deutschland sowieso schon auf einem zu hohen Niveau. "Deshalb müssen niedrigere Infektionszahlen weiterhin das oberste Ziel sein, um wieder in ein besseres Fahrwasser zu kommen."

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January 05, 2021 12:41 ET (17:41 GMT)