Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie sind im Mai unerwartet gesunken. Dies ist der fünfte Rückgang in Folge und verstärkt die Anzeichen dafür, dass sich das verarbeitende Gewerbe in der größten europäischen Volkswirtschaft in den kommenden Monaten nicht erholen wird.

Die Aufträge waren saison- und kalenderbereinigt um 1,6% niedriger als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Anstieg von 0,5% gerechnet.

Ohne Berücksichtigung von Großaufträgen fielen die Auftragseingänge im Mai um 2,2% gegenüber dem Vormonat. Im Dreimonatsvergleich waren die Aufträge von März bis Mai um 6,2% niedriger als in den drei Monaten zuvor, was zum Teil auf einen Großauftrag zurückzuführen war.

"Der Abwärtstrend ist weiterhin in vollem Gange", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.

PMI-Daten für das verarbeitende Gewerbe im Juni

zeigten einen anhaltenden Abschwung in der Branche

die etwa ein Fünftel der deutschen Wirtschaft ausmacht, während der jüngste Ifo-Geschäftsklimaindex

zeigte, dass die Hersteller skeptisch waren

für die kommenden Monate.

Der anhaltende Rückgang der Aufträge sowie die Verschlechterung der Geschäftserwartungen deuten auf eine gedämpfte Industriekonjunktur in den kommenden Monaten hin, so das deutsche Wirtschaftsministerium.

"Die Auftragseingänge dürften sich erst stabilisieren, wenn sich der Welthandel weiter erholt und die Nachfrage nach Industrieprodukten allmählich wieder anzieht", so das Ministerium zu den Daten.

Die Lage in der globalen Industrie, zum Beispiel in den Vereinigten Staaten und China, sei ebenfalls schwierig, sagte VP Bank Chefvolkswirt Thomas Gitzel, und es gebe keine Anzeichen dafür, dass sich die Lage kurzfristig deutlich verbessern werde.

"Das deutsche Wachstum wird daher nicht an Fahrt gewinnen", fügte er hinzu.