BERLIN/WIESBADEN (dpa-AFX) - Angetrieben von kauflustigen Verbrauchern ist die deutsche Wirtschaft 2015 erneut kräftig gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 1,7 Prozent zu und lag damit im zweiten Jahr in Folge über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Berlin mit.

Vielen Verbrauchern sitzt das Geld seit Monaten locker, weil Sparen kaum noch belohnt wird und die gesunkenen Energiepreise die Haushalte zusätzlich entlasten. Dazu kommt, dass sich vergleichsweise Wenige aktuell Sorgen um ihren Job machen: Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist historisch günstig. Mit 2,681 Millionen war die Zahl der Erwerbslosen im Dezember so niedrig wie seit 24 Jahren nicht in diesem Monat.

KONSUM ALS KONJUNKTURMOTOR

Auch der staatliche Konsum trug 2015 kräftig zum Wachstum bei - unter anderem, weil der Staat für die Versorgung und Integration Hunderttausender Flüchtlinge viel Geld in die Hand nehmen muss. Viele Volkswirte werten die Zuwanderung von Menschen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan als Konjunkturprogramm - auch mit Blick auf 2016.

Der Konsum - staatlich wie privat - wird nach Experteneinschätzung im laufenden Jahr die Hauptstütze des deutschen Wirtschaftsaufschwungs bleiben. Günstige Ölpreise und der schwache Euro helfen zudem dem Export. Somit herrscht für 2016 trotz Flüchtlingskrise, Terrorgefahr und China-Schwäche Optimismus vor. Viele Prognosen sagen mindestens ein Wachstum auf dem Niveau des abgelaufenen Jahres voraus.

DEUTSCHER STAAT ERWIRTSCHAFTET ÜBERSCHUSS

2014 hatte es für Europas größte Volkswirtschaft ein Plus von 1,6 Prozent gegeben, 2013 musste sich die deutsche Wirtschaft mit mageren 0,3 Prozent Wachstum begnügen. Ökonomen hatten für 2015 im Mittel mit 1,7 Prozent Wachstum gerechnet.

Der deutsche Staat - Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen - konnte nach vorläufigen Berechnungen der Statistiker 2015 im zweiten Jahr in Folge einen Überschuss erwirtschaften. Er betrug 0,5 Prozent des BIP. Im Vorjahr waren es 0,3 Prozent. Deutschland ist somit erneut weit davon entfernt, die Defizit-Obergrenze von 3,0 Prozent des BIP zu überschreiten, welche die europäischen Verträge (Maastricht) maximal erlauben./ben/kf/DP/tos