KfW Kreditmarktausblick: Langsameres Wachstum bei der
Unternehmenskreditvergabe
Frankfurt am Main (ots) -

   - Kreditmarkt legt im 3. Quartal um nur noch 4,6% zu
   - Magere Konjunkturdynamik, Industrierezession und politische     
     Unsicherheiten sorgen weiter für Rückgänge
   - Abschwächung der Zuwächse bis ins neue Jahr erwartet

Das von KfW Research berechnete Kreditneugeschäft der Banken und Sparkassen mit 
Unternehmen und Selbstständigen in Deutschland (ohne Wohnungsbau und 
Finanzunternehmen) hat in den Sommermonaten an Schwung verloren. Das Plus bei 
der Neukreditvergabe fiel im 3. Quartal 2019 auf 4,6% zurück und lag damit 
merklich unter dem starken Wert von 7,0% des Vorquartals, wie der aktuelle 
KfW-Kreditmarktausblick zeigt. Das Kreditneugeschäft setzt damit wie erwartet 
nach einer kurzen Unterbrechung seinen zum Jahresende 2018 begonnenen 
Abwärtstrend weiter fort. Im laufenden Schlussquartal des Jahres 2019 dürfte die
Zuwachsrate des Kreditneugeschäfts nur noch 2,8 % erreichen und im ersten 
Quartal 2020 weiter auf rund 2,5 % sinken.

Dass die im Frühjahr zu verzeichnende Wachstumsbeschleunigung bei den neuen 
Unternehmenskrediten nicht nachhaltig sein würde, war absehbar. Im zweiten 
Quartal hatten insbesondere die kurzfristigen Kredite für einen Schub gesorgt. 
Diese Entwicklung hat sich nun umgekehrt. In Phasen konjunktureller Schwäche ist
eine solche Volatilität charakteristisch, da die Unternehmen vermehrt 
Liquiditätsengpässe oder unerwarteten Lageraufbau finanzieren müssen, bevor sie

die Produktion anpassen. Im dritten Quartal dürften zudem Nebenwirkungen des 
Brexitpokers den Unternehmen bei der Lagerräumung geholfen haben.

Die längerfristigen Kreditneuzusagen entwickelten sich aktuell positiv, jedoch 
mit stetig nachlassendem Tempo. Dahinter steht, dass die Unternehmen erneut mehr
für Investitionen ausgegeben haben als im Vorjahreszeitraum. Zu der angesichts 
der schwachen Wirtschaftsentwicklung bemerkenswerten Stabilität der 
Investitionstätigkeit und der mit ihr einhergehenden Finanzierungsbedarfe dürfte
die expansive Geldpolitik der EZB einen wesentlichen Beitrag geleistet haben. 
Die geldpolitischen Spielräume sind jedoch weitgehend ausgeschöpft Damit wächst

die Wahrscheinlichkeit, dass die die Investitionstätigkeit und Kreditnachfrage 
belastenden Faktoren die Oberhand gewinnen. So sinkt die Kapazitätsauslastung in
der Industrie bereits seit knapp zwei Jahren. Damit reduziert sich der Bedarf, 
sich für neue Anlagen und Ausrüstungen zu verschulden.

Die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen bleiben bis zuletzt 
außergewöhnlich gut. Dennoch dürfte die lang anhaltende Phase mit Lockerungen

der Konditionen vorbei sein. Zudem meldet laut aktuellem Bank Lending Survey 
erstmals seit 2015 eine klare Mehrheit der Banken eine steigende 
Kreditablehnungsquote. Außerdem erreichte der Nettosaldo der Institute, die für 
riskantere Kredite die Zinsaufschläge ausgeweitet haben, den höchsten Wert seit 
mehr als sechs Jahren.

"Magere konjunkturelle Dynamik, Rezession in der Industrie sowie die 
vielfältigen politischen Unsicherheiten dämpfen den Appetit auf neue Kredite 
trotz Niedrigzinsen - sowohl bei den Banken als auch bei den Unternehmen", sagt 
Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Die Kräfte auf beiden Seiten 
des Kreditmarktes wirken derzeit gemeinsam in eine Richtung und sorgen für ein 
Abflauen der Wachstumsdynamik." Ungeachtet dessen dürften die Banken aufgrund 
der gesunden Bilanzen der deutschen Unternehmen noch immer bereit sein, bei 
unerwarteten Entwicklungen auftretende Liquiditätsengpässe zu überbrücken.

Sprunghafte Anstiege der kurzfristigen Kreditvergabe blieben somit weiterhin im 
Bereich des Möglichen. "Eine nachhaltige Trendwende am Kreditmarkt setzt jedoch 
voraus, dass sich die Konjunktur erkennbar belebt und die die Planungssicherheit
der Unternehmen belastenden politischen Störfeuer zumindest nachlassen. Vor 
Mitte nächsten Jahres ist damit nicht zu rechnen", so Köhler-Geib.

Hinweis:

KfW Research berechnet den KfW-Kreditmarktausblick vierteljährlich exklusiv für 
das Handelsblatt. Die aktuelle Ausgabe ist abrufbar unter: 
www.kfw.de/kreditmarktausblick

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