Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der neue Präsident der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, hat sich besorgt über die hohe Inflation im Euroraum geäußert. Bei der Feierstunde zur Verabschiedung seines Amtsvorgänger Jens Weidmann sagte Nagel: "Richtig ist, dass die hohen Raten auch auf Sondereffekte zurückzuführen sind, die automatisch auslaufen. Aber nicht nur." Der mittelfristige Preisausblick sei außergewöhnlich unsicher.

"Zwar könnten die Preise auch weniger steigen, als in den Prognosen veranschlagt wird. Allerdings sehe ich derzeit eher die Gefahr, dass die Inflationsrate länger erhöht bleiben könnte als gegenwärtig erwartet", so Nagel, der ab sofort auch Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) ist. Auf alle Fälle müsse die Geldpolitik auf der Hut sein.

Auch einen anderen Punkt des traditionellen Wertkanons der Bundesbank sprach Nagel an: Solide Staatsfinanzen. Diese seien ein wichtiger Schutz für die gemeinsame Geldpolitik, das sei eine Grundüberzeugung der Bundesbank. "Es ist elementar, dass die Geldpolitik nicht unter Druck gerät, die Solvenz der Staaten sicherzustellen", sagte Nagel. Bei der Diskussion über die Reform der europäischen Fiskalregeln sei deswegen vor allem eines von entscheidender Bedeutung: Hohe Schuldenquoten müssten verlässlich zurückgeführt werden.

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January 11, 2022 05:55 ET (10:55 GMT)