Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Mit dem Tod von Wolfgang Schäuble hat nach Ansicht von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Deutschland einen Staatsmann, Europa eine Säule und Frankreich einen Freund verloren. Für den früheren Minister und CDU-Vorsitzenden Schäuble sei die deutsch-französische Freundschaft zentral für den Zusammenhalt Europas gewesen.

In seiner teils auf Deutsch gehaltenen Rede auf dem Trauerstaatsakt für Schäuble zitierte Macron diesen mit der Aussage: "Nur wenn Deutschland und Frankreich an einem Strang ziehen, können oft schwierige Fragen gelöst werden."

Schäuble sei beim Thema Europa einer Vision gefolgt, die fest verankert war im Pragmatismus.

"Nach ihm müssen wir weiter Europa denken, in einem sicherheitspolitischen Umfeld, das durch den Weg in der Ukraine tief erschüttert ist und aus dem wir die Konsequenzen ziehen müssen", so Macron im Bundestag. Schäuble habe die Politik der Zeitenwende unterstützt und sich ab dem ersten Tag des russischen Angriffs für die Ukraine eingesetzt. Auch sei er für einen Beitritt der Ukraine zur EU und zur Nato gewesen.

"'Der Krieg vor unseren Toren', sagte er, 'zwingt Europa erneut zusammenzukommen'. Er fügte hinzu, 'bestimmte Werte - Frieden, Freiheit, Sicherheit, Wohlstand - können wir nur gemeinsam erhalten, besser als jeder von uns alleine'", sagte Macron mit Verweis auf Schäuble.

Der Lebensweg des "großen Europäers" Schäuble zeige, dass er die Veränderungen seines Landes und die Umsetzung des europäischen Projekts seit jeher als ein Ganzes verstanden habe. "Diese untrennbare Verbindung zwischen Deutschland und Frankreich ist die Formel, die Gleichung, durch die unsere beiden Länder nach dem Zweiten Weltkrieg aufblühen konnten. Die deutsch-französische Freundschaft ist die Hüterin dieser Formel, als Fundament, als Bindeglied Europas", so Macron.

Macron trifft nach dem Staatsakt auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zusammen. Am Jahrestag des Elysee-Vertrags zwischen Deutschland und Frankreich wollen beide über europapolitische Themen, wie etwa auch über die weitere militärische Unterstützung der Ukraine, sprechen. Eine Pressekonferenz ist nicht geplant.

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January 22, 2024 10:50 ET (15:50 GMT)