Nusa Dua (Reuters) - Wenige Tage vor dem Auslaufen des Ukraine-Getreideabkommens steigt die Hoffnung auf eine Verlängerung der für die weltweiten Nahrungsmittel-Exporte wichtigen Vereinbarung.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte am Dienstag auf dem G20-Gipfel in Indonesien vor Journalisten, er sei von UN-Chef Antonio Guterres darüber informiert worden, dass die USA und die Europäische Union auf Bedenken seines Landes eingegangen seien. "Der Generalsekretär sprach über schriftliche Versprechen, die ihm die USA und die EU gegeben haben. Darin werden gute Absichten geäußert." Sollten diese umgesetzt werden, würden alle Hindernisse für russische Getreide- und Düngemittelexporte beseitigt, sagte Lawrow. "Ich hoffe, dass diese Versprechen erfüllt werden." Immerhin habe ihm Guterres versichert, "dass dies für ihn ein vorrangiges Thema ist".

Das im Juli unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei geschlossene Exportabkommen sieht vor, dass die Ukraine trotz des Krieges durch einen Schutzkorridor im Schwarzen Meer ihr Getreide verschiffen kann. Im Gegenzug fordert Russland aber von den UN auch Unterstützung dabei, seine eigenen Agrarprodukte ausliefern zu können. Russische Agrarexporte unterliegen zwar nicht explizit den von den USA und der EU im Zuge des Ukraine-Kriegs verhängten Sanktionen. Sie werden aber nach russischer Darstellung stark behindert durch die Strafmaßnahmen, die gegen die russischen Finanz- und Logistiksektoren beschlossen wurden. Das Abkommen läuft formal am Samstag aus. Die Bemühungen um eine Verlängerung laufen auch Hochtouren.

"Uns wurde vom UN-Generalsekretär versichert, dass alle Wirtschaftsakteure, die an den Lieferketten russischer Düngemittel und Getreide beteiligt sind, beruhigende Signale erhalten, wonach sie nicht mit Sanktionen belegt werden, wenn sie bei der Umsetzung von Handelsabkommen mit unserem Getreide kooperieren", führte Lawrow aus. Unter anderem sei versprochen worden, dass russische Schiffe in europäischen Häfen einlaufen dürften. Auch sei zugesagt worden, die Einschränkungen für eine sanktionierte staatliche russische Bank aufzuheben, die den Agrarsektor finanziere.

Die Ukraine und Russland zählen weltweit zu den größten Getreideexporteuren, entsprechend haben ihre Lieferungen einen großen Einfluss auf die globale Lebensmittelpreisentwicklung. Das Getreideexport-Abkommen ist einer der wenigen diplomatischen Erfolge in dem seit dem 24. Februar anhaltenden russischen Krieg gegen die Ukraine. Es soll den weltweiten Anstieg der Getreidepreise dämpfen, die vor allem ärmeren Ländern zu schaffen machen.

(Reuters-Büros, geschrieben von Christian Rüttger, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)