GREIFSWALD-INSEL RIEMS (dpa-AFX) - Die hochansteckende Vogelgrippe breitet sich nach Einschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) weiter mit großer Dynamik aus. Inzwischen seien 23 europäische Staaten betroffen, sagte FLI-Vizepräsident, Professor Franz Conraths, am Freitag auf der Insel Riems bei Greifswald. Zahlreiche europäische Länder meldeten täglich neue Fälle. In Deutschland sei der gefährliche H5N8-Erreger bei Wildvögeln in 15 Bundesländern nachgewiesen worden. Etwa 40 Geflügelhaltungen seien betroffen, zuletzt ein Putenmastbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern, wo seit Freitag 40 000 Puten getötet werden.

Auch in Afrika gibt es nach Angaben des FLI mit Uganda neue Nachweise von H5N8. Uganda hatte Mitte Januar 2017 von einem massiven Wildvogel- und Geflügelsterben am Ufer des Viktoriasees berichtet.

Neben dem hochansteckenden Erreger H5N8, der im November erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde, ist inzwischen mit H5N5 ein zweiter gefährlicher Vogelgrippe-Erreger in Geflügelbeständen in Schleswig-Holstein aufgetaucht. Der H5N5-Erreger zirkuliere seit mindestens Mitte Dezember 2016 unter Wildvögeln, sagte Conraths. So sei der Erreger bei einem Schwan in Leipzig, einer Nonnengans in Schleswig-Holstein und einer Graugans in Niedersachsen nachgewiesen worden. Auch andere europäische Länder wie die Niederlanden und mehrere Balkanstaaten hätten Nachweise von H5N5 gemeldet. "Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass dieser Erreger ebenso wie H5N8 auch über Wildvögel nach Mitteleuropa gelangt ist", sagte Conraths.

Wann mit einem Abklingen der Vogelgrippe-Epidemie zu rechnen ist, können die Forscher nicht sagen. Mit dem anhaltenden Frost ist laut aktueller Risikoeinschätzung mit weiteren Vogelbewegungen zu rechnen, was eine Ausweitung der Infektionen unter Wildvögeln begünstige. "Wir müssen im Moment auch konstatieren, dass der H5N8-Erreger im Wildvogelbereich nicht nur bei Zugvögeln, sondern teilweise auch bei Standvögeln, die also permanent hier bleiben, nachgewiesen wird", sagte Conraths. Was dies für die weitere Entwicklung der Seuche bedeute, sei unklar.

Wenn Außentemperaturen steigen, finde der Erreger in der Umwelt zwar weniger gute Bedingungen vor. Dies sei aber keine Garantie für ein Abklingen. "Wir haben aber auch schon in den warmen Jahreszeiten Ausbrüche unter Wildvögeln erlebt", sagte Conraths und erinnerte an ein Massensterben von mehr als 200 Schwarzhalstauchern am thüringischen Kelbrastausee im Sommer 2007. Die Tiere waren an H5N1 verendet./mrt/DP/tos