Berlin (Reuters) - Trotz der drohenden Winter-Rezession greifen die Unternehmen anders als in der Corona-Krise bislang nicht in großem Stil auf Kurzarbeit zurück.

Im Dezember seien 186.000 Menschen in Kurzarbeit gewesen und damit etwa 2000 weniger als im November, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Schätzungen des Ifo-Instituts auf Grundlage von Daten der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht. Das entspreche 0,6 Prozent der Beschäftigten. "Dass die Kurzarbeit auf niedrigem Niveau bleibt, scheint ein Hinweis darauf zu sein, dass die erwartete Winter-Rezession sehr mild ausfällt", sagte Ifo-Forscher Sebastian Link. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft Ende 2022 und im laufenden ersten Quartal 2023 schrumpft.

Besonders hoch ist der Anteil in der Papier-, Leder- und Textilindustrie mit 4,5 Prozent oder 16.000 Kurzarbeitenden. Es folgt die Autobranche mit 4,0 Prozent oder 38.000 Menschen. 3,2 Prozent sind es in der Metallerzeugung und -bearbeitung, was 9000 Beschäftigten entspricht. Bei den Herstellern von Metallprodukten sind es 3,0 Prozent oder 25.000 Menschen betroffen. Danach kommen Chemie/Pharma/Gummi mit 2,6 Prozent (23.000 Menschen) und die Druckereien mit 2,5 Prozent (3.000 Menschen).

"Im Vergleich zu den Coronawintern ist das Niveau der Kurzarbeit sehr gering", sagte Link. Im Dezember 2021 lag die Gesamtzahl bei 770.000 Kurzarbeitenden oder 2,3 Prozent. Beim Höchststand im April 2020 waren es sogar sechs Millionen oder 17,8 Prozent. Kurzarbeit ist eine Art von Teilzeit-Arbeitslosigkeit, vor allem bei Auftragsmangel. Beschäftigte erhalten Kurzarbeitergeld für die ausfallenden Stunden.

Der Arbeitsmarkt hält sich bislang ungeachtet der Energiekrise, hoher Inflation, Materialengpässen und geopolitischer Unsicherheiten wie dem russischen Krieg gegen die Ukraine erstaunlich robust. Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland erreichte im November sogar ein Rekordhoch: Mit rund 45,9 Millionen standen so viele Personen in Lohn und Brot wie nie zuvor, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Experten gehen allerdings davon aus, dass der Höhepunkt bei der Beschäftigung schon bald erreicht werden dürfte, da die geburtenstarken Jahrgänge ("Baby-Boomer") das Rentenalter erreichen.

(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)