Fast ein Viertel der jungen Niederländer leugnet den Holocaust oder hält ihn für übertrieben - Umfrage

Fast ein Viertel der Niederländer, die nach 1980 geboren wurden, glauben, dass der Holocaust ein Mythos war oder dass die Zahl seiner Opfer stark übertrieben wurde, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage ergab.

Die Niederlande sind eines von sechs Ländern, die von der Claims Conference, einer gemeinnützigen Organisation, die sich für die materielle Entschädigung von Holocaust-Überlebenden einsetzt, zum Thema Holocaust-Bewusstsein befragt wurden. Die anderen waren Österreich, Kanada, Frankreich, Großbritannien und die Vereinigten Staaten.

Die Befragung von 2.000 Personen über 18 Jahren ergab, dass 12 Prozent der Befragten in den Niederlanden glaubten, der Holocaust sei ein Mythos oder übertrieben - der höchste Wert unter den untersuchten Ländern.

Diese Zahl stieg laut der Umfrage bei den nach 1980 Geborenen auf 23%, verglichen mit 15% in den Vereinigten Staaten und Großbritannien.

"Das ist nicht nur sehr schockierend, sondern auch sehr ernst (...) Als Gesellschaft haben wir eine Menge Arbeit vor uns. Und wir müssen es schnell tun", sagte die niederländische Justizministerin Dilan Yesilgoz-Zegerius auf ihrem Twitter-Account als Reaktion auf die Umfrage.

Gideon Taylor, Präsident der Claims Conference, sagte in einer Erklärung, die Ergebnisse seien Teil eines wachsenden Trends.

"Eine Umfrage nach der anderen zeigt, dass das Wissen und das Bewusstsein über den Holocaust weiter abnehmen. Ebenso beunruhigend ist der Trend zur Leugnung und Verzerrung des Holocausts", sagte Taylor.

Der Holocaust, auch bekannt als Shoah, war der Völkermord an den europäischen Juden während des Zweiten Weltkriegs. Zwischen 1941 und 1945 ermordeten Nazi-Deutschland und seine Kollaborateure systematisch etwa sechs Millionen Juden im gesamten von Deutschland besetzten Europa.

Allein in den Niederlanden lebten vor Beginn des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 schätzungsweise 150.000 Juden. Etwa 75% dieser Bevölkerung wurde ermordet.

Die in Amsterdam ansässige Anne-Frank-Stiftung reagierte auf die Ergebnisse mit einem Plädoyer für mehr Aufklärung über den Holocaust in den Schulen.

Anne Frank ist auf der ganzen Welt für ihr Tagebuch bekannt, das sie während der Nazi-Besatzung im Versteck führte. Es wurde nach ihrem Tod im Lager Bergen Belsen im Alter von 15 Jahren veröffentlicht.