Das Dokument, das von Reuters eingesehen und später am Dienstag veröffentlicht werden soll, umreißt die Pläne der EU-Exekutive für einen europäischen Gesundheitsdatenraum, der nach Schätzungen Brüssels zu großen Einsparungen und wirtschaftlichen Gewinnen von mehr als 10 Milliarden Euro (10,51 Milliarden Dollar) in 10 Jahren führen würde.

Die Patienten in der EU geben jedes Jahr 1,4 Milliarden Euro allein für unnötige medizinische Bilder aus, so das Dokument. Schätzungen zufolge ist jede zehnte Röntgenaufnahme oder Ultraschalluntersuchung unnötig, da es sich in der Regel um Duplikate bereits vorhandener gültiger Bilder handelt.

Ein breiterer Einsatz von leicht zugänglichen elektronischen Rezepten wird Schätzungen zufolge ebenfalls zu großen Einsparungen führen, da Fehler bei der Ausgabe von Medikamenten reduziert werden. In vielen Staaten werden immer noch Papierrezepte verwendet.

Der Wildwuchs an unnötigen Tests und verschriebenen Medikamenten wird vor allem durch Probleme beim Zugriff auf Gesundheitsdaten verursacht, denn oft sind Gesundheitsinformationen für die Patienten selbst nicht zugänglich und Krankenhäuser tauschen nur teilweise Daten untereinander aus.

"Die Menschen können nicht immer einfach elektronisch auf ihre Gesundheitsdaten zugreifen, und wenn sie Ärzte in mehr als einem Krankenhaus oder medizinischen Zentrum konsultieren wollen, können sie die Daten oft nicht mit anderen Angehörigen der Gesundheitsberufe teilen", heißt es in dem Dokument.

Die EU-Kommission ist der Ansicht, dass sie das Problem lösen könnte, indem sie den Patienten durch die Einrichtung von Datenbanken, die online frei zugänglich sind, einen besseren Zugang zu den Daten verschafft.

Die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte, dass ein leichterer Zugang zu Gesundheitsdaten auch Patienten mit schweren Erkrankungen wie Krebs sehr helfen würde, da er die Diagnosen verbessern würde.

Der Plan sieht vor, dass Gesundheitsdienstleister elektronische Gesundheitsdaten erstellen müssen, die interoperabel sind.

Daten aus den Gesundheitsakten und Wellness-Apps der Patienten würden in kompatiblen Formaten zusammengeführt und Patienten, Behörden und Forschern unter strengen Regeln zum Schutz der Privatsphäre zugänglich gemacht, heißt es in dem Dokument. Auch eine stärkere Cybersicherheit ist geplant.

Die Kommission schätzt, dass ein leichterer Zugang zu anonymisierten Gesundheitsdaten für Analysten und Datenexperten innerhalb eines Jahrzehnts zu wirtschaftlichen Gewinnen in Höhe von 5,4 Milliarden Euro führen könnte - dank effektiverer Forschung und billigerer Medikamente.

Weitere 5,5 Milliarden Euro würden sich aus Einsparungen für Patienten und Gesundheitsdienstleister sowie aus einem "schnelleren Wachstum der Märkte für digitale Gesundheits- und Wellness-Anwendungen" ergeben.

(1 Dollar = 0,9519 Euro)