Die Stabilität des Finanzsektors und der leichte Inflationsrückgang auf beiden Seiten des Atlantiks sorgten für mehr Sicherheit an den Finanzmärkten. Dementsprechend erklommen die Indizes am Dienstag wieder die Höchststände von Anfang März, bevor es zu einigen Gewinnmitnahmen kam. Die schlechten US-Konjunkturdaten schürten indes die Unsicherheit und ließen erneut Rezessionsängste aufkommen. Vor der Veröffentlichung des monatlichen US-Arbeitsmarktberichts und dem verlängerten Osterwochenende schien zudem Vorsicht geboten.
Wochenperformance*
STOXX EUROPE 600
458.94  +0.24%
Chart STOXX EUROPE 600
S&P 500
4105.02  -0.10%
Chart S&P 500
NIKKEI 225
27518.31  -1.87%
Chart NIKKEI 225
GOLD
2008.80$  +2.65%
Chart GOLD
BRENT OIL
84.73$  +6.27%
Chart BRENT OIL
EURO / US DOLLAR
1.09$  +1.04%
Chart EURO / US DOLLAR
Tops / Flops der Woche

Tops:

Burford Capital (+24 %): In einer bereits länger verhandelten Sache befand ein US-Gericht Argentinien für schuldig, im Streit um die Verstaatlichung von YPF kein öffentliches Angebot für Wertpapiere gemacht zu haben, die von zwei Burford-Mandanten gehalten wurden. "Für Burford ist das ein Sieg. Positive Auswirkungen auf die Liquidität sind nun sehr wahrscheinlich, selbst wenn bis dahin vielleicht noch Jahre ins Land gehen", so Julian Roberts von Jefferies.

Apellis Pharmaceuticals (+17 %):
Die Biopharma-Gesellschaft aus den USA gilt als potenzielles Übernahmeziel für größere Unternehmen aus dem Sektor. Der Entwickler ophthalmologischer Produkte könnte auch Partnerschaften oder Lizenzvereinbarungen in Erwägung ziehen.

Sodexo (+9,8 %):
Der Spezialist für Gemeinschaftsverpflegung kündigte anlässlich der Veröffentlichung seiner Halbjahresergebnisse an, dass er seinen Geschäftsbereich Benefits & Rewards Services im Laufe des Jahres 2024 an die Börse bringen will. Der Nettogewinn belief sich auf 440 Mio. EUR, was einem Anstieg von 30,6 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Umsatz wurde um 17,8 % auf 12,1 Mrd. EUR gesteigert. Zudem hat Sodexo seine Prognose angehoben und erwartet nun ein organisches Wachstum von ca. 11 %. Damit hat das Unternehmen nicht nur gute Zahlen vorgelegt, sondern auch eine Abspaltung mit vielversprechenden Aussichten angekündigt.

UnitedHealth (+7,6 %):
Der größte Krankenversicherer der USA - und das Schwergewicht im Dow Jones - profitierte von einer unerwartet positiven Entwicklung beim Medicare-Programm. So beschlossen die Centers for Medicare & Medicaid Services (CMS) Ende der Woche, die Auszahlungsraten im Jahr 2024 nicht wie zuvor erwartet um 1,1 %, sondern um 3,3 % zu erhöhen.

TotalEnergies (+6,5 %): Ölgesellschaften wie der französische Branchenprimus haben sich diese Woche gut entwickelt. Die Mitgliedstaaten der OPEC+ gaben letzten Sonntag bekannt, dass sie ihre Produktion um 1,66 Millionen Barrel pro Tag drosseln würden, um Angebot und Nachfrage besser ins Gleichgewicht zu bringen ... und die Preise zu stützen.

Flops:

C3 AI (-41 %): Die Aktie des US-Softwareentwicklers für künstliche Intelligenz stürzte am Dienstag um 26 % ab, weil ein Leerverkäufer in einem Bericht auf schwerwiegende Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung und Offenlegung aufmerksam gemacht hatte. Die besagte Gesellschaft Kerrisdale Capital behauptet, dass C3 AI mithilfe der Buchführung die Zahlen seiner Gewinn- und Verlustrechnung aufgebläht hat, um die Schätzungen der Analysten zu erfüllen. Das Softwareunternehmen hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Ceconomy (-16,1 %)
: Die europäische Nummer eins im Vertrieb von Unterhaltungselektronik, die unter anderem eine Beteiligung von 24,2 % an Fnac-Darty hält, verlor am Mittwoch 18 %, nachdem Alster Research für die Aktie eine Verkaufsempfehlung ausgesprochen hatte. Dem Broker zufolge war der im 1. Quartal in Deutschland generierte Online-Umsatz zu niedrig. Der Rückgang belief sich auf 21,3 % für Computer und 17,9 % für Unterhaltungselektronik.

Nordex (-13 %)
: Eine schwierige Woche für den weltweit drittgrößten Hersteller von Windturbinen: Im zu Ende gehenden Geschäftsjahr fiel der Wert der Auftragseingänge um 20 %. Zudem verbuchte das Unternehmen einen Verlust von 0,5 Mrd. EUR - ein trauriger historischer Rekord.

Nexans (-11,3 %)
: Der Hauptaktionär des Kabelherstellers, der chilenische Konzern Invexans, verringert seine Beteiligung durch den Verkauf von 4,2 Millionen Aktien, entsprechend etwa 9,6 % des Grundkapitals. Die Transaktion geht zu einem Preis von 80 EUR je Aktie über die Bühne, also mit einem Abschlag von 9,4 % gegenüber dem Kurs vor dem Verkauf. Dennoch bleibt Invexans einer der wichtigsten Aktionäre mit aktiver Mitwirkung im Verwaltungsrat.

Tesla (-10,9 %): Die Auslieferungen sind im 1. Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 36 % gestiegen. Diese Zahl verfehlt jedoch die Erwartungen der Analysten von Refinitiv, die nach mehreren aufeinanderfolgenden Preissenkungen mit 430.000 Fahrzeugen gerechnet hatten. Das Unternehmen von Elon Musk blieb mit 422.875 knapp darunter. Für das Gesamtjahr hat Musk einen Umsatzzuwachs von 52 % anvisiert.

Chart Rohstoffe
Rohstoffe

Energie: Die erweiterte Organisation erdölexportierender Länder (OPEC+) sorgte Anfang der Woche mit einer unerwarteten Drosselung der Ölförderung um 1,66 Mio. Barrel pro Tag in den nächsten Wochen für Aufregung. In der Folge zog der Preis für Rohöl der Sorte Brent an. Am Donnerstagnachmittag lag er bei 84,6 USD, letzten Samstag waren es noch 80 USD. Begründet wurde diese willkürliche Produktionskürzung mit der Absicht, den Ölmarkt zu stabilisieren.

Zu Wochenbeginn stiegen die Ölpreise, später gaben sie aber wieder etwas nach. Hauptsächlich war dies der Vorsicht der Anleger gegenüber riskanten Anlagen angesichts der erwarteten Konjunkturabkühlung zuzuschreiben.

Die Ölallianz OPEC+ hat aktuell mehr Macht über den Ölpreis als zuvor. Denn die strategischen Ölreserven der USA sind geschrumpft, sodass sie mit ihrem Marktanteil nicht mehr ohne Weiteres Druck ausüben können. Diese von dem Kartell herbeigeführte Verknappung könnte zu einem Ungleichgewicht mit der Nachfrage führen und damit langfristig eine höhere Volatilität bewirken.

Metalle: Der Goldpreis stieg diese Woche nach einer kräftigen Erholung wieder über die symbolische Marke von 2.000 USD. Das Edelmetall gilt als sicherer Hafen und profitiert von den wachsenden Sorgen über die Konjunkturentwicklung. Gegen Ende der Woche kam es zu einer leichten Konsolidierung.

Agrarprodukte: Die ägyptische Behörde für Rohstoffversorgung hat eine internationale Ausschreibung für die Beschaffung von Weizen aus allen möglichen Erzeugerländern durchgeführt. Diese Diversifizierung folgt auf die hinter den Schätzungen zurückbleibenden Weizeneinfuhren des Landes für die Saison bis Juni (10 Mio. Tonnen gegenüber vom US-Landwirtschaftsministerium veranschlagten 11 Mio. Tonnen). Ein historisches Tief, das auf den Mangel an Devisen und den Krieg in der Ukraine zurückzuführen ist. Diese Woche wurde die Veröffentlichung der wöchentlichen US-Berichte über den Anbaufortschritt wiederaufgenommen. Demnach zeichnen die schwankenden Witterungsbedingungen für die Aussaat die zukünftige Entwicklung vor.
Chart Rohstoffe
Makroökonomie

Marktstimmung: Turbulent. Die Eintrübung der US-Wirtschaftsdaten und die Bankenkrise belebten die Hoffnungen der Anleger auf eine mittelfristige geldpolitische Lockerung in den USA. Gleichzeitig schürten sie aber auch die Angst vor einer harten Landung der Wirtschaft. Diese Sorgen prägten nach einer Serie ungünstiger Daten die Stimmung. Die als Nächstes anstehenden Zahlen zu Inflation, Konsum und Vertrauen werden maßgeblich bestimmen, für welche Strategie sich die US-Notenbank auf ihrer Sitzung am 3. Mai entscheidet.

Devisen: Der US-Dollar reagierte auf die enttäuschenden Konjunkturdaten insgesamt mit einer Abwertung. In der Folge verharrte er auf einem Niveau von etwa 1,09 USD für 1 EUR. Gleiches gilt für den Yen, dessen Aufwertung die japanischen Aktienmärkte in dieser Woche belastete. 1 USD kostete am Donnerstag 131,4 JPY. Der Greenback machte jedoch zum Wochenschluss mit einem Dollar-Index (DXY) von 102 Punkten wieder etwas Boden gut. Die Anleger warten mit Spannung auf die US-Arbeitsmarktdaten am kommenden Freitag, um auf dieser Grundlage ihre Prognosen nachzujustieren. Der Euro verlor gegenüber dem Schweizer Franken leicht an Terrain und notierte zum Redaktionsschluss bei 0,9874 CHF.

Anleihen: Die zu Wochenbeginn verzeichnete Reaktion auf den JOLTS-Report des US-Arbeitsministeriums mit Daten zu offenen Stellen dürfte einen Wendepunkt markiert haben: Erstmals seit zwei Jahren war ein Rückgang um 632.000 Stellenangebote unter die symbolische Marke von 10 Millionen Jobs zu konstatieren. Zuvor wären infolge eines schwächelnden Arbeitsmarktes stets die Aktienkurse gestiegen, denn in diesem Fall hätte die US-Notenbank Fed eine Lockerung ihrer Geldpolitik einläuten können. Dieses Mal kam es aber eher konventionell zu einer Flucht in die Qualität, also einer Umschichtung von Aktien in Anleihen (mit sinkenden Renditen). Die Marktteilnehmer beginnen also offenbar, das Rezessionsszenario ernsthaft in Betracht zu ziehen. Unmittelbar folgt daraus, dass die Rendite 10-jähriger US-Treasuries aus ihrer seit Oktober letzten Jahres andauernden Distributionsphase nach unten ausschert und die Unterstützungslinie bei 3,35 % durchbricht.

Kryptowährungen: Der Bitcoin gab im Wochenverlauf leicht um 1,2 % nach und lag bei Redaktionsschluss abermals unter der Marke von 28.000 USD. Ether (die nach Marktkapitalisierung zweitgrößte Kryptowährung) entwickelte sich gegenläufig zum Marktführer und stieg seit Montag um 4 %. Da es noch immer an starken positiven Katalysatoren mangelt, bleiben die Digitalwährungen trotz allem insgesamt abhängig von der Entwicklung der Wirtschaft und dürften daher weiterhin sensibel auf die jeweiligen Konjunkturdaten reagieren.

Termine: Mehrere Märkte sind am Freitag geschlossen und einige auch am Montag, unter anderem Paris, Frankfurt, Zürich und London. Die Börse in New York nimmt am Montag den Handel wieder auf. Erst am Mittwoch (12. April) steht das erste makroökonomische Highlight der Woche auf dem Programm: die US-Inflationsrate für März. Am Abend wird dann das Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht. Am Donnerstag (13. April) werden die US-Erzeugerpreise für März bekannt gegeben, bevor am Freitag (14. April) die viel beachtete Kombination aus Einzelhandelsumsätzen und dem Index zum Verbrauchervertrauen der Universität Michigan auf dem Programm steht. Die Marktteilnehmer versuchen zu verstehen, wie sich Wachstum und Geldpolitik in den kommenden Monaten entwickeln werden. Die bevorstehende Woche wird dazu einige entscheidende Daten liefern. Abseits der USA erwarten die Anleger mit Spannung die Inflationszahlen aus China (Dienstag) und die Daten zur europäischen Industrieproduktion (Donnerstag).

Kurs und Volumen
Kein Ende in Sicht
Diese Woche herrschte großes Zögern, und der Markt stand zwischen zwei Szenarien. Die Wirtschaft knickt langsam spürbar ein. Bei Anlegern weckt dies Hoffnungen auf ein Ende des Zinserhöhungszyklus der Notenbanken, allen voran der US-Notenbank Fed. Die Inflation ist jedoch noch nicht gebannt und eine zu frühe Beendigung der Leitzinserhöhungen würde die derzeitigen Preissteigerungen verstärken. Anleger brauchen also gerade gute Nerven. Wenn man den Zahlen dieses Mal Glauben schenkt, ist der April nach dem Juli der zweitbeste Monat an den Aktienmärkten. Das dürfte die Anleger in diesen unsicheren Zeiten etwas beruhigen. Wir wünschen Ihnen allen ein schönes Osterfest!
*Die Wochenperformance der Indizes und Aktien bezieht sich auf den Zeitraum von der Eröffnung der Märkte am Montag bis zur Erstellung dieses Newsletters am Freitag.
Die Wochenperformance von Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen bezieht sich auf den 7-Tage-Zeitraum von Freitag bis Freitag (bis zur Erstellung des Newsletters). Diese Vermögenswerte notieren auch an Wochenenden.