Die Stimmung an den Finanzmärkten war diese Woche optimistisch, denn die Sorgen um den Bankensektor ließen nach und die verlangsamte Inflation weckte Hoffnungen auf ein Ende der geldpolitischen Straffungen. So kehrte die Risikofreude der Marktteilnehmer rasch wieder zurück. Die großen Indizes legten rasant zu und wurden durch Bank- und Technologiewerte beflügelt, die von der Entspannung an der Zinsfront profitierten. Zwei Wochen vor Beginn der Bilanzsaison fürs erste Quartal ist jedoch wohl weiterhin Vorsicht angesagt.
Wochenperformance*
DAX
15628  +4.49%Chart
STOXX EUROPE 600
457.84  +4.03%
Chart STOXX EUROPE 600
S&P 500
4109.31  +3.48%
Chart S&P 500
NIKKEI 225
28041.48  +2.40%
Chart NIKKEI 225
GOLD
1968.53$  -0.36%
Chart GOLD
BRENT OIL
79.73$  +6.36%
Chart BRENT OIL
EURO / US DOLLAR
1.08$  +0.56%
Chart EURO / US DOLLAR
Tops / Flops der Woche

Tops

First Citizens (+62 %): Die Bank aus North Carolina wird die insolvente Silicon Valley Bank übernehmen. Der Markt begrüßte den Deal, da First Citizens seit der Krise von 2008 bereits einige Übernahmen und Umstrukturierungen von Finanzinstituten mit Erfolg gemeistert hat. 

Petrofac (+54 %): Die Aktie des Spezialisten für Offshore- und Öldienstleistungen schoss aufgrund von Spekulationen am Donnerstag steil nach oben. Zuvor war bekannt geworden, dass das Unternehmen zusammen mit Hitachi einen Milliardenauftrag von TenneT erhalten hat. Der deutsch-niederländische Stromnetzbetreiber beauftragte das Duo mit sechs Offshore-Windparkprojekten, die über mehrere Jahre ein Umsatzvolumen von 13 Mrd. EUR generieren werden. 

SMA Solar (+30 %): Der Titel erlebte am Donnerstag nach Anhebung der Prognosen für 2023 ein Kursfeuerwerk. Der erwartete Umsatz soll nun innerhalb einer Spanne von 1,45 bis 1,6 Mrd. EUR liegen, das EBITDA zwischen 135 und 175 Mio. EUR. Die Aktie liebäugelte kurzzeitig mit ihrem historischen Hoch (knapp unter 98 EUR), gab dann aber wieder etwas nach. 

Ocado (+23 %): Der britische Konzern fuhr in einem Patentstreit einen weiteren juristischen Sieg gegen den norwegischen Mitbewerber AutoStore ein. Die beiden Unternehmen liegen bei Systemen zur Automatisierung der Logistik seit Jahren im Clinch. Zwar ist dies eine schlechte Nachricht für AutoStore, doch dem Research-Haus AlphaValue zufolge ist zu beachten, dass der Markt für automatisierte Lagerhaltung noch weitgehend unerschlossen ist, sodass es für beide Akteure genügend Freiraum geben dürfte, um mittel- und langfristig weiter zu wachsen.

Hennes & Mauritz (+22 %): Die für das letzte abgelaufene Quartal (für H&M das 2. Quartal des Geschäftsjahres) veröffentlichten Zahlen überraschten positiv, denn sie fielen deutlich robuster aus als vom Markt erwartet. Die Unternehmensgruppe profitierte von einer Trendumkehr bei der Bruttomarge und einer guten Resonanz auf ihre Frühjahrskollektion. Damit konnte man das Image bei den Anlegern, die normalerweise den Rivalen Inditex (Zara) bevorzugen, zumindest ein wenig aufpolieren. 

Alibaba (+19 %): Der chinesische Konzern überzeugte den Markt mit der Ankündigung einer Aufspaltung in sechs selbstständige Einheiten, die zum Teil an die Börse gebracht werden sollen. Die Finanzmärkte erkennen darin die Chance, Assets höher zu bewerten, die zuvor unter dem Konglomeratsabschlag gelitten hatten. Für die chinesischen Giganten könnte sich dies durchaus zu einem grundlegenden Trend entwickeln, denn auch JD.Com hatte im weiteren Wochenverlauf angekündigt, seine Aktivitäten aufteilen zu wollen.

Novartis (+10 %): Das Basler Pharmaunternehmen erhielt Auftrieb durch positive Phase-III-Daten des Onkologiepräparats Kisqali (Ribociclib) für die Indikation Brustkrebs. Die Behandlung reduzierte das Rezidivrisiko deutlich, sodass der Umsatz mit Kisqali, das bereits jetzt eine tragende Rolle im Novartis-Portfolio spielt, weiter steigen dürfte. 

Infineon (+10 %): Der führende deutsche Halbleiterhersteller erhöhte diese Woche seinen Ausblick für 2023. Das US-Unternehmen Micron hatte sich zeitgleich ähnlich geäußert, was die gesamte Halbleiterbranche, insbesondere die europäischen Mitbewerber STMicroelectronics und ASML, elektrisierte. 

Flops:

DiaSorin (-5 %): Der italienische Diagnostikspezialist hat seine langfristigen Prognosen gesenkt und einen nur mäßig begeisternden kurzfristigen Ausblick abgegeben. Verzögerte Markteinführungen belasten die Umsatzentwicklung - eine bei hoch bewerteten Titeln für die Anleger nicht hinnehmbare Situation. 

Sartorius Stedim Biotech (-6 %): Der Kurs des Zulieferers der biopharmazeutischen Industrie brach am Freitag um 8 % ein, nachdem das Unternehmen die Übernahme von Polyplus für 2,4 Mrd. EUR bekannt gegeben hatte. Das Unternehmen mit 270 Beschäftigten stellt Reagenzien für virale Vektoren her, die insbesondere in der Zell- und Gentherapie eingesetzt werden. Der Kurssturz ist auf den aus Anlegersicht zu hohen Kaufpreis zurückzuführen. Doch in der Branche hat Qualität nun mal ihren Preis. 

Atos (-14 %): Eine kalte Dusche für das Unternehmen, nachdem Airbus angekündigt hatte, die Gespräche über eine Kapitalbeteiligung an Evidian nicht weiterzuverfolgen. Für den Luftfahrtkonzern verliefen die Verhandlungen unbefriedigend. Die schwarze Serie setzt sich für Atos also fort: Einmal mehr konnte das Unternehmen das Vertrauen der Anleger nicht zurückgewinnen, nachdem eine Reihe von Enttäuschungen den Kurs absacken ließ.

Agilon (-18 %): Der Investorentag, den der auf Dienstleistungen für Altenpflegezentren spezialisierte US-Konzern am 30. März veranstaltete, konnte den Markt nicht überzeugen. Allein am Donnerstag schmierte die Aktie um 12 % ab.

Emis Group (-18 %): Für die Übernahme des britischen Unternehmens durch die UnitedHealth Group bestehen noch regulatorische Hindernisse. Die britische Kartellbehörde kündigte an, dass sie eine Untersuchung der Phase 2 durchführen werde, nachdem sie die vom Käufer (der 1,24 Mrd. GBP geboten hatte) vorgeschlagenen Abhilfemaßnahmen abgelehnt hatte. 

TUI (-55 %): Der deutsche Touristik-Riese begann diese Woche mit seiner Kapitalerhöhung um 1,8 Mrd. EUR, um den verbleibenden Teil der während der Coronapandemie erhaltenen staatlichen Hilfen zurückzahlen zu können. Die Aktien werden zu 5,55 EUR pro Stück angeboten, mit einem Bezugsrecht von acht neuen Aktien für drei gehaltene Altaktien. Die Maßnahme läuft vom 28. März bis zum 17. April.

 

Chart Rohstoffe
Rohstoffe

Energie: Die Ölpreise legten vergangene Woche mit einem Anstieg der Nordseesorte Brent um 5 % und von WTI um 7 % zunächst zu, stabilisierten sich am Freitag jedoch wieder. Zuvor hatte die Türkei die Ölimporte aus der autonomen Region Kurdistan im Nordirak eingestellt, nachdem ein internationales Gericht in einem jahrelangen Streit zwischen den beiden Ländern die Importe für illegal erklärt hatte.

Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent kletterte auf fast 80 USD und legte anschließend eine Atempause ein. In der abgelaufenen Woche verringerten sich die Schwankungen, vor allem da die Nachfrage nach Risikoanlagen aufgrund des zurückkehrenden Vertrauens der Anleger wieder anzieht. Mit Spannung wird nun das Treffen der Ölallianz Opec+ am Montag erwartet.

Metalle: Der Goldpreis ist leicht gestiegen, gehen Anleger angesichts der Krise bei Bankaktien doch nach wie vor lieber auf Nummer sicher. Am Spotmarkt rückte der Goldpreis um 0,1 % auf 1.981,59 USD je Feinunze vor. Futures zogen nach und erreichten 1.982,00 USD. Wird der Goldpreis weiter steigen? Das ist alles andere als sicher. Denn aufgrund der Zinserhöhungen ist diese Anlageklasse, die keinerlei Rendite bietet, weniger attraktiv, obgleich sie in wirtschaftlich unsicheren Zeiten als besonders sicher gilt.

Agrarprodukte: Am Samstag gaben die Vereinten Nationen bekannt, dass das internationale Abkommen über ukrainische Getreideausfuhren verlängert werden soll. Viterra, einer der größten Exporteure von russischem Weizen, kündigte jedoch an, dass er wie die meisten anderen internationalen Getreidehändler sein Exportgeschäft in Russland einstellen wird. Zuvor hatte auch Cargill seine Getreideexporte aus Russland gestoppt.
Chart Rohstoffe
Makroökonomie

Marktstimmung: Etwas neugierig. Nach wie vor glauben die Anleger nicht, dass die Fed noch lange am hohen Leitzinsniveau festhalten wird. Die Zahlen vom US-Arbeitsmarkt und zum Verbrauchervertrauen sind unverändert robust und der rasante Preisauftrieb scheint nachzulassen. Auch in Europa und China sind die Zahlen erfreulich. Dennoch bleiben die Zentralbanken angesichts der Inflationsgefahr auf ihrem restriktiven Kurs, ihre Botschaft scheint jedoch kaum gehört zu werden. Heitere Aussichten? Die Bankenkrise ist gebannt, die Inflation sinkt weiter und die Leitzinsen dürften mittelfristig zurückgehen.

Devisen: Diese Woche gab es keine größeren Bewegungen am Devisenmarkt, abgesehen von der Abwertung des Yen. Als Ursachen wurden die wiedererwachte Risikobereitschaft der Anleger und das bevorstehende Geschäftsjahresende in Japan genannt. 1 USD kostete am Freitag 132,83 JPY. Gleichzeitig ließen die Sorgen über die Stabilität des Bankensektors nach und bewirkten einen Rückgang des US-Dollar, der auf 1,09 für 1 EUR sank. "Die Anleger beurteilen den Greenback gegenüber dem Euro, dem Yen, dem Schweizer Franken und dem Pfund Sterling unverändert pessimistisch", so Roberto Mialich, Devisenstratege bei Unicredit.

Anleihen: Zum Wochenschluss dürften die aktuellen Inflationszahlen im Wesentlichen gezeigt haben, dass das Spiel noch nicht gewonnen ist. So verzeichnete der US-amerikanische Kern-Verbraucherpreisindex im Februar wie erwartet eine Teuerungsrate von 4,60 % und lag damit nach wie vor weit über dem von der US-Notenbank Fed ausgegebenen Ziel von 2 %. Im Euroraum ging die Inflation (gemäß dem Verbraucherpreisindex) deutlich von 8,5 % im Februar auf 6,9 % im März zurück. Auch ohne volatile Komponenten (Energie, Alkohol, Tabakwaren und Lebensmittel) stiegen die Preise noch um 5,7 %, was die Tür für einen weiteren Zinsschritt der EZB offenlässt. Folgerichtig bewegten sich die Renditen 10-jähriger US-Treasuries und deutscher Bundesanleihen im Wochenverlauf über ihren wichtigen Unterstützungslinien von 3,35 % bzw. 1,99 %.

Kryptowährungen: Der Bitcoin stieg diese Woche um 1,5 % und war mit 28.500 USD bei Redaktionsschluss nicht mehr weit von seinen Höchstständen im Jahr 2023 entfernt. Die digitale Vorzeigewährung profitiert von der Belebung der Risikobereitschaft an den Märkten und weist nach wie vor eine stark positive Korrelation zum US-Technologieindex Nasdaq auf. Der Bitcoin zeigt sich besonders unbeeindruckt von der verschärften Prüfung des Kryptosektors durch die US-Regulierungsbehörden, insbesondere bei Binance. Im Augenblick hängt die Entwicklung des Markts für Kryptowährungen weiterhin maßgeblich von der Konjunkturentwicklung jenseits des Atlantiks ab.

Termine: Nächste Woche richtet sich das Augenmerk der Anleger auf die US-Arbeitsmarktzahlen für März, die am Freitag veröffentlicht werden. Davor stehen allerdings noch der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (Montag) und den Dienstleistungssektor (Donnerstag) auf dem Programm. Außerdem gibt es auch noch einige Feiertage. Die chinesischen Märkte sind am Mittwoch (4. April) geschlossen. Die wichtigsten Börsen in Europa, London und New York legen am Freitag, dem 7. April, eine Osterpause ein.
Kurs und Volumen
Kaufen vor der letzten Zinserhöhung
Zum Ende des Monats März sind die Ergebnisse uneinheitlicher als es scheint. US-Technologiewerte und ihr Flaggschiff Nasdaq waren die absoluten Spitzenreiter. Während der starken Inflationsphase nach den Ölpreisschocks der 1970er Jahre mussten Anleger für das richtige Timing vor der Zinswende verkaufen. Nun haben die Anleger allerdings wohl eher beschlossen, wie seit Anfang der 1990er Jahre üblich, vor dem Ende des Zyklus zu kaufen. Beide Szenarien haben gemein, dass die US-Notenbank jedes Mal als weißer Ritter der Märkte erscheint. Wir wünschen Ihnen allen ein schönes Wochenende und eine gute Woche!
*Die Wochenperformance der Indizes und Aktien bezieht sich auf den Zeitraum von der Eröffnung der Märkte am Montag bis zur Erstellung dieses Newsletters am Freitag.
Die Wochenperformance von Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen bezieht sich auf den 7-Tage-Zeitraum von Freitag bis Freitag (bis zur Erstellung des Newsletters). Diese Vermögenswerte notieren auch an Wochenenden.