FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der durchaus kräftige Kursrücksetzer letzte Woche konnte die Kauflaune im ETF-Handel nicht lange verderben. Auf Wochensicht dominieren die Zuflüsse. Speziell US-Aktien sind beliebt, aber auch Schwellenländerwerte und Spezielleres wie Ölaktien.

29. September 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Bundestagswahl vom Sonntag scheint schon abgehakt. Die befürchtete rot-grün-rote Koalition wird es nicht geben, und mit "Ampel" und "Jamaika" können die Börsianer gut leben. "Vermehrte Umsätze mit ETFs mit deutschen Aktien haben wir nicht gesehen, nur das Übliche", bemerkt Fabian Wörndl von Lang & Schwarz. Auch die Sorgen um Chinas wackelnden Immobilienriesen Evergrande sind etwas kleiner geworden.

Der DAX steht am Dienstag bei 15.368 Punkten und damit niedriger als gestern. Das Tief von 15.078 Punkte von vergangener Woche ist aber noch entfernt. Auch die US-Börsen haben sich wieder erholt.

Am liebsten US-Aktien

Unter dem Strich überwogen auf Wochensicht die Käufe, wie Hubert Heuclin von BNP Paribas feststellt - im Aktien- und Anleihenbereich. Er meldet Zuflüsse in Welt- und US-Aktien und Abflüsse aus europäischen Aktien. Beliebt sind etwa der iShares Core MSCI World (IE00B4L5Y983) und das Pendant von Xtrackers (IE00BJ0KDQ92).

Anlegers Lieblinge waren zuletzt aber ganz klar S&P-Tracker: Heuclin berichtet von sehr vielen Positionierungen im iShares Core S&P 500 (IE00B5BMR087), aber auch in Produkten von Invesco (IE00B3YCGJ38) und Vanguard (IE00B3XXRP09) sowie, als ESG-Version, der UBS (IE00BHXMHL11). Abflüsse in ganz großem Stil registriert er hingegen für den Xtrackers S&P 500 Equal Weight (IE00BLNMYC90). Auf den Verkaufslisten stehen mit MSCI EMU- oder MSCI Europe-ETFs auch europäische Aktien. Die in der Vorwoche noch so gesuchten schwedischen Aktien fliegen ebenfalls aus den Portfolios.

Trotz Evergrande: Schwellenländer-ETFs gefragt

Der Fall Evergrande hält Anleger nicht von Emerging Markets-Positionierungen ab. Offenbar soll aber die Nachhaltigkeit eine Rolle spielen: Heuclin zufolge kaufen Anleger den Amundi MSCI Emerging Markets SRI (LU1861138961) und den Xtrackers MSCI Emerging Markets ESG (IE00BG370F43). "Selbst wenn Evergrande keinen direkten Einfluss auf die anderen Schwellenländer hat: Chinas Gewicht im MSCI Emerging Markets ist groß", bemerkt Heuclin. In der Tat macht China am MSCI Emerging Markets mittlerweile 34 Prozent aus. Mit Tencent, Alibaba, Meituan, China Construction Bank und JD.com gehören gleich fünf chinesische Unternehmen zu den zehn größten Einzeltiteln.

Auch Kunden von Lang & Schwarz interessieren sich für Schwellenländeraktien, sie positionieren sich aber direkt in indischen und brasilianischen Titeln. Der Franklin FTSE India (IE00BHZRQZ17) kommt seit Jahresanfang auf ein Plus von 33 Prozent, der Xtrackers MSCI Brazil (LU0292109344) hingegen auf ein Minus von 5 Prozent.

Ölpreisanstieg lockt in Ölproduzenten

Der starke Anstieg des Ölpreises lässt Anleger zudem auf Ölproduzenten-ETFs setzen, wie Wörndl berichtet, etwa den iShares Stoxx Europe 600 Oil & Gas (DE000A0H08M3). Der Brent-Preis liegt heute bei über 79 US-Dollar - so hoch wie zuletzt 2018. Gut an kommen derzeit auch Aktien von Batterieherstellern, etwa mit dem WisdomTree Battery Solutions (IE00BKLF1R75). Kunden der BNP Paribas verabschieden sich vom Xtrackers MSCI World Health Care (IE00BM67HK77) und setzen auf den iShares Euro Stoxx Banks 30-15 (DE0006289309).

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Trotz Corona-Krise liegt der MSCI World Health Care in diesem Jahr und auch auf Drei- und Fünfjahressicht hinter dem marktbreiten MSCI World - wenn auch nur leicht. Während der MSCI World Health Care seit Jahresanfang auf ein Plus von 17,6 Prozent kommt und auf Drei- und Fünfjahressicht um 15,4 und 14,3 Prozent p.a. gestiegen ist, sind es beim MSCI World 18,3 Prozent sowie 15,6 und 15,4 Prozent. Der MSCI World Health Care bildet große und mittelgroße Gesundheitsunternehmen aus 23 Industrieländern ab. Schwergewichte sind derzeit Johnson & Johnson, United Health, Roche, Pfizer und Abbott Laboratories.

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Anleihen-ETFs: Kaufen, (fast) egal was

Im Anleihenbereich verteilen sich die Zuflüsse einigermaßen gleichmäßig auf Staats-, Unternehmens- und gemischte Anleihen-ETFs ("Aggregate"), wie Heuclin feststellt. Bei Unternehmensanleihen favorisieren Anleger US-Titel, etwa den iShares USD Corp Bond (IE0032895942), kaufen aber auch europäische Bonds (IE00B66F4759). Staatsanleihen der Eurozone, der EU und der USA sind ebenfalls gefragt.

von Anna-Maria Borse, 28. September 2021 © Deutsche Börse

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