Berlin/Frankfurt (Reuters) - Die Konjunkturflaute setzt auch aufstrebenden Jungfirmen zu. Aktuell befürchtet rund jedes neunte Startup (elf Prozent) eine Insolvenz innerhalb der kommenden zwölf Monate, wie aus einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 172 Technologiefirmen hervorgeht.

Fast die Hälfte davon gebe an, dass sich die Situation für schnell wachsende Unternehmen in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren insgesamt verschlechtert habe. Vor einem Jahr habe dieser Anteil noch bei 30 Prozent gelegen. Für das eigene Startup beurteilten allerdings nur sieben Prozent die Lage pessimistischer, 30 Prozent sahen eine Verbesserung.

"Gründerinnen und Gründer sind von Natur aus zuversichtlich, das zeigt sich insbesondere beim Blick auf das eigene Unternehmen", sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. "Die skeptischen Einschätzungen der allgemeinen Situation von Startups sollten aber aufhorchen lassen." Die Bundesregierung habe sich mit Blick auf die Startup-Förderung viel vorgenommen und schon einiges umgesetzt, etwa eine bessere Mitarbeiterbeteiligung und eine stärkere Finanzierung durch den Wachstumsfonds. "Nun hat sich die Konjunktur eingetrübt, die Bundesregierung sollte ihre Startup-Programme entsprechend ausbauen."

Sie sollte sich dabei Frankreich zum Vorbild nehmen, forderte Verena Pausder, Chefin des Startup-Verbandes. Dort habe Staatspräsident Emmanuel Macron Startups zur Chefsache gemacht und vermarkte seinen Standort sehr souverän. "Von diesem Spirit kann sich die deutsche Politik eine Scheibe abschneiden - vor allem, was das Werben um Investitionen angeht." Pausder appellierte zudem an Bundeskanzler Olaf Scholz, bei seinen aktuellen Treffen mit Macron die europäische Kapitalmarktunion voranzutreiben. "Denn nur einem dynamischen Kapitalmarkt wird es gelingen, dauerhaft ein starker Startup-Standort zu sein."

Um die Lage der deutschen Technologie-Startups kurzfristig zu verbessern, forderte Bitkom die rasche Einführung des geplanten "KI-Vouchers", eines Fördergutscheins der Bundesregierung für kleine und mittelständische Unternehmen. "Mit ihm würde die Zusammenarbeit von Mittelständlern und Startups bei Künstlicher Intelligenz (KI) finanziell unterstützt."

(Bericht von Hakan Ersen und Klaus Lauer, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)