Zürich (awp) - Der Ausflug in die Gewinnzone währte an der Schweizer Börse am Dienstag nicht lange. Mittlerweile notiert der Leitindex SMI wieder im Minus und bewegt sich erneut unter der Marke von 12'100 Punkten, unter die er am Vortag bereits im Zuge der Europa-Wahl-Nachwehen kurzzeitig gefallen war. Der Rechtsruck in Europa hat an den Märkten für Unsicherheit gesorgt und die Volatilität erhöht. Die heutigen Bewegungen sollten aber vor allem als Zurückhaltung vor dem "Super-Mittwoch" gewertet werden.

In den USA stehen dann erstmals seit Juni 2020 neue US-Inflationsdaten und eine Sitzung der US-Notenbank am selben Tag auf dem Terminkalender. Das Enttäuschungspotenzial ist damit hoch. Nicht nur, könnte die Inflation höher als erwartet ausfallen, sondern auch die US-Notenbank könnte am Abend die Zahl der möglichen Zinssenkungen noch weiter senken oder den Zeitpunkt für die Zinswende noch weiter nach hinten schieben. "Die Angst vor einer Kombination möglicherweise aus allem und einer entsprechenden Reaktion am Aktienmarkt lähmt derzeit die Anleger", sagt ein Händler.

Der Leitindex SMI verliert gegen 11.20 Uhr 0,43 Prozent auf 12'085,43 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, fällt um 0,42 Prozent auf 1964,54 Zähler und der breit gefasste SPI um 0,40 Prozent auf 16'050,66 Punkte. Im SLI hat sich das Verhältnis aus Gewinnern und Verlierern mittlerweile umgekehrt. So geben 22 Titel nach, vier legen zu und und vier sind unverändert.

Das Verliererfeld wird von Kühne+Nagel (-4,6%) angeführt. Händler verweisen auf eine ausgeprägte Branchenschwäche, die auch die europäischen und zahlreiche asiatische Logistiker betrifft. Am Markt mache sich eine gewisse Unruhe über die weiteren Frachtraten breit. Auch die anhaltenden Handelsspannungen mit China könnten sich negativ auf die Geschäfte auswirken, heisst es von Händlerseite.

Unter den Verlierern sind auch zahlreiche Werte zu finden, bei denen Investoren mitunter noch Gewinne einsammeln können. So stehen etwa Lonza (-1,3%) auf den Verkaufslisten. Die Aktien gehören mit einem Plus von mehr als 40 Prozent seit Jahresbeginn aber auch zu den Überfliegern unter den Blue Chips. Auch beim Versicherer Zurich (-1,1%) gibt es nach einem Plus von mehr als 8 Prozent seit Jahresbeginn noch Raum für Gewinnmitnahmen.

Neben Zurich geben aus dem Finanzsektor noch UBS (-0,4%) und Swiss Life (-0,2%) nach. Am Vortag hatten Finanzwerte zum Teil mit deutlichen Abgaben auf die Europa-Wahl reagiert. Speziell in Frankreich waren die Aktien der Grossbanken unter erhöhten Verkaufsdruck gekommen.

Dass die Grossbank UBS mit der Integration der Credit Suisse zügig vorankommt, wird derweil ohne grössere Bewegung zur Kenntnis genommen.

Derweil halten sich Swiss Re (unv.), Julius Bär (+0,1%) und vor allem Partners Group (+1,1%) besser. Der Finanzdienstleister Partners Group hat ein weiteres Private-Equity-Programm erfolgreich geschlossen. Das Ziel für Kundenzusagen von 15 Milliarden US-Dollar wurde dabei übertroffen. Händler werten die Nachricht als positiv.

Als Belastungsfaktor erweisen sich auch die Aktien von Schwergewicht Nestlé (-0,8%). Sie hatten bereits zum Wochenstark deutlich Federn gelassen. In einem aktuellen Ausblick zeigen sich die Experten von JPMorgan etwas zurückhaltend, was die Ziele für das organische Wachstum betreffe. Der Weg zu den geplanten +4 Prozent sei ungewiss.

Derweil gehören neben Partners Group noch Sonova, Straumann, VAT und Swatch mit Gewinnen von bis zu 0,9 Prozent zu den Gewinnern. Bei Sonova habe sich Baader Europe etwas zuversichtlicher geäussert, heisst es. Swatch hatten in den vergangenen Tagen mit ihrer ausgeprägten Kursschwäche für Gesprächsstoff gesorgt. Das kleine Plus dürfte eine willkommene Abwechslung darstellen.

Neben VAT gewinnen in den hinteren Reihen noch Comet (+1,0%) und U-blox (+0,7%) hinzu. Hier verweisen Händler auf den iPhone-Hersteller Apple, der hilfreiche KI für seine Geräte verspricht.

Dagegen sorgt eine der CEO-Abgang bei Medartis (-5,3%) für eine erhöhte Unsicherheit. Bei Komax (-2,0%) ist eine Abstufung der Belastungsgrund.

hr/rw