FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag zu einem zaghaften Erholungsversuch angesetzt. Allerdings blieb die Nervosität der Anleger nach dem verpatzten Jahresstart hoch. So war der Dax nach einem freundlichen Start zunächst ins Minus gedreht, bevor er sich wieder die Gewinnzone vorarbeitete.

Bis zum Mittag rückte das Börsenbarometer um 0,51 Prozent auf 9439,47 Punkte vor. Am Mittwoch noch war er im Sog der weiter sinkenden Preise für "schwarzes Gold" einmal mehr auf Talfahrt gegangen.

Nun zeigten sich die Anleger etwas erleichtert, dass die Wall Street am Mittwoch ihre zwischenzeitlich hohen Verluste deutlich eindämmen konnte. Der marktbreite S&P-500-Index war zwar auf den tiefsten Stand seit Februar 2014 abgesackt, fing sich jedoch letztlich wieder. "Da die Wall Street auch für uns nach wie vor die Richtung vorgibt, steigen die Chancen für den Dax dadurch weiter", schrieb Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar.

EZB-SITZUNG IM BLICK

Der MDax der mittelgroßen Werte rückte um 0,46 Prozent auf 18 407,01 Punkte vor. Der Technologiewerte-Index TecDax gewann 0,94 Prozent auf 1611,75 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,63 Prozent nach oben.

Am Nachmittag richten sich die Augen der Anleger auf die Europäische Zentralbank (EZB). Die Notenbanker werden sich zwar bei der anstehenden Zinsentscheidung nach Einschätzung der meisten Experten zurückhalten. Investmentanalyst Thomas Hollenbach von der Landesbank Baden-Württemberg erwartet aber Reaktionen auf die globalen Risiken wie die Wirkungen des Ölpreis-Crashs auf die Inflation im Euroraum. Signale in Richtung weiterer Maßnahmen seien vor allem vor dem Hintergrund denkbar, dass die aktuellen EZB-Prognosen für die Inflation bei der aktuellen Ölpreisentwicklung kaum erreichbar erschienen.

ZAHLEN DER DEUTSCHEN BANK VERSCHRECKEN

Thema des Tages sind die am Vorabend überraschend vorgelegten Eckdaten der Deutschen Bank . Die Anleger zeigten sich erschreckt, weil das schwere Jahr 2015 für das Finanzinstitut mit einem Rekordverlust geendet hatte. Die Aktien waren am Morgen zwischenzeitlich um fast 10 Prozent abgesackt. Am Mittag waren sie mit einem Minus von knapp 8 Prozent der mit Abstand schwächste Wert im Dax. Aktuell werden sie damit so tief gehandelt wie zuletzt zum Höhepunkt der Finanzkrise Anfang 2009.

Die Geschäftszahlen der Bank seien einfach zu schwach für einen Stimmungswandel, sagte ein Händler am Morgen. Schließlich habe sich 2015 wegen hoher Ausgaben für Rechtsstreitigkeiten und Kosten für den Konzernumbau vorläufigen Berechnungen zufolge ein Verlust von rund 6,7 Milliarden Euro nach Steuern angehäuft. Analyst Andrew Lim von der französischen Großbank Societe Generale bewertete die Profitabilität auf bereinigter Basis als schwach - sie liege unter den Erwartungen.

HUGO BOSS PROFITIEREN VON STUDIE

Ansonsten standen einmal mehr Analystenstimmen im Fokus. So empfahl die Investmentbank Equinet die Aktien des Modekonzerns Hugo Boss zum Kauf. Mit einem Plus von rund 2 Prozent gehörten die Papiere zu den Favoriten im MDax. Der Konzern sei bestens positioniert und könne langfristiges Wachstum bieten, schrieb Analyst Mark Josefson./la/ag

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---