BERLIN (dpa-AFX) - Der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, hat Vorhaltungen zurückgewiesen, die AOKen würden durch den derzeitigen Finanzausgleich gegenüber anderen Krankenkassenarten bevorzugt. Der sogenannte morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) verteile die Einnahmen nach Durchschnittskosten bezogen auf die Krankheit der Versicherten, sagte Litsch der Deutschen Presse-Agentur und fügte hinzu: "Wenn die AOKen heute einen größeren Überschuss erwirtschaften als andere Kassenarten, hängt das auch mit der Geschäftspolitik zusammen."

"Der Morbi-RSA ist der beste Ausgleichsmechanismus, den wir bisher hatten." Hier würden die Zuweisungen je nach Versichertenfall am zielgenauesten erfolgen, sagte Litsch. Die Beitragsspreizung zwischen den einzelnen Kassen habe im Jahr 2008 bei 5,2 Prozentpunkten gelegen. Mit dem Morbi-RSA liege sie heute bei 1,4 Prozentpunkten. Der Morbi-RSA schaue nicht auf die Kassenart. "Es ist dem Morbi-RSA egal, wo einer versichert ist, sondern er guckt auf die Person und welche Krankheit sie hat, wie alt sie ist, nach Geschlecht und so weiter", erläuterte der AOK-Verbandschef. Danach werden die Zuweisungen gesteuert.

Der Morbi-RSA müsse ständig weiter entwickelt werden. Da sei sich die AOK einig mit den anderen Kassenarten, sagte Litsch. Das neue Gutachten, das jetzt in Auftrag gegeben werde und Zielgenauigkeit und Wettbewerbsmechanismen des Morbi-RSA untersuchen solle, werde dafür einer neuen Koalition in Berlin eine Grundlage bieten für eine politische Entscheidung. "Dann werden wir sehen, ob neue Fakten zur Vermeidung von Risikoselektion vorliegen. Denn nur das rechtfertigt auch Änderungen im Morbi-RSA."/rm/DP/stk