Der Gouverneur der taiwanischen Zentralbank hat am Samstag davor gewarnt, dass der rapide Anstieg der US-Staatsschulden die Aussichten für US-Staatsanleihen als ungünstig erscheinen lässt. Zudem hätten die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump Investoren vorsichtiger gemacht.
Die Devisenreserven Taiwans belaufen sich laut Zentralbank auf 593 Milliarden US-Dollar, wobei über 80 % davon in US-Staatsanleihen angelegt sind. Bereits zu Beginn des Monats hatte die Zentralbank erklärt, dass US-Staatsanleihen weiterhin als ,,solide" gelten und bei Investoren beliebt seien. Es gebe keine Bedenken hinsichtlich der Stellung des US-Dollars als führende internationale Reservewährung.
Gouverneur Yang Chin-long erklärte in einer auf der Website der Zentralbank veröffentlichten Rede, dass Trumps wiederholte Kritik an der Geldpolitik der US-Notenbank Sorgen um deren Unabhängigkeit geweckt habe.
„Darüber hinaus hat die Handelspolitik von Trump 2.0 Investoren zögern lassen, US-Staatsanleihen zu halten; Trumps Haushalt, der 'One Big Beautiful Bill Act', könnte dazu führen, dass die US-Schulden zu schnell steigen, was die Aussichten für US-Staatsschulden verschlechtert“, so Yang.
„All dies hat erhebliche Auswirkungen auf das internationale Währungssystem, das auf dem US-Dollar basiert und auf der Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten aufbaut.“
Das umfassende Steuer- und Ausgabenpaket von Trump ist das Kernstück seiner innenpolitischen Agenda.
Laut einer am Dienstag veröffentlichten Schätzung des unabhängigen Congressional Budget Office würde das Gesetz in den kommenden zehn Jahren trotz eines Impulses für das US-Wirtschaftswachstum zu einem größeren als erwarteten Anstieg des Bundesdefizits um 2,8 Billionen US-Dollar führen.
Trump hatte zudem in den ersten Wochen seiner Amtszeit umfassende Zölle auf eine Vielzahl von Ländern und Handelspartnern, darunter auch Taiwan, angekündigt, diese jedoch im April für 90 Tage ausgesetzt, um Gespräche zu ermöglichen.
Yang erklärte, Trump habe gehofft, mit den Zöllen das US-Handelsdefizit lösen zu können.
„Die Zollpolitik löst jedoch nicht die strukturellen Probleme, sondern wird auch Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben und könnte die Aussichten für den Welthandel und die globale Wirtschaft weiter belasten.“
(Bericht von Liang-sa Loh und Ben Blanchard; Bearbeitung: Jacqueline Wong)