Wien (Reuters) - Der gesunkene Ölpreis und Produktionsausfälle in Libyen haben dem österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV im dritten Quartal einen Gewinnrückgang eingebrockt.

Die wichtige operative Kennzahl, das um Lagereffekte bereinigte CCS Betriebsergebnis (Ebit), sank um ein Fünftel auf 1,05 Milliarden Euro, wie das teilstaatliche Unternehmen am Dienstag mitteilte. Analysten hatten mit 1,04 Milliarden Euro noch weniger erwartet. Vorstandschef Alfred Stern zeigte sich dennoch zufrieden: "OMV hat in einem herausfordernden Marktumfeld im dritten Quartal ein robustes Ergebnis erzielt. Unser Cashflow erwies sich als stark und die Bilanz als solide." Er hob hervor, dass sich das Segment Chemicals das zweite Quartal in Folge erholte, während das Raffineriegeschäft unter geringeren Margen litt und der Bereich Energy mit gesunkenen Verkaufsmengen zu kämpfen hatte.

Auch unter dem Strich verdiente OMV weniger: Der CCS Überschuss vor Sondereffekten sank ebenfalls um ein Fünftel auf 346 Millionen Euro. Analysten hatten 457 Millionen Euro prognostiziert.

AUSFÄLLE IN LIBYEN WEGEN UNRUHEN

Das operative Ergebnis der Energiesparte sank um 26 Prozent auf 702 Millionen Euro. Hauptgrund war die angespannte Lage in Libyen, wo die Förderung und der Export von Rohöl aufgrund von Sicherheitsbedenken beeinträchtigt waren. Die staatliche Ölgesellschaft National Oil Corp (NOC), die in Zusammenarbeit mit internationalen Konzernen die libyschen Ölfelder betreibt, hatte höhere Gewalt ausgerufen. Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi 2011 herrscht in Libyen Bürgerkrieg, was wiederholt zu Unterbrechungen der Ölproduktion führte. Zudem beeinträchtigten geplante Wartungsarbeiten und natürliche Förderrückgänge in Norwegen sowie eine geringere Produktion in Neuseeland die Produktion. Die Gesamtproduktion des Konzerns sank um 32.000 Barrel pro Tag auf 332.000 Barrel.

Auch das Raffineriegeschäft, die Weiterverarbeitung von Rohöl zu Treibstoffen, verzeichnete Einbußen. Das operative Ergebnis halbierte sich auf 204 Millionen Euro, was OMV auf den Rückgang der Raffinerie-Referenzmarge auf fünf Dollar je Barrel von zuvor 14 Dollar je Barrel zurückführte. Zusätzlich fiel laut OMV der Beitrag des Joint Ventures Adnoc Refining, eine Kooperation mit Adnoc, geringer aus, da der niedrigere Ölpreis und ein schwächeres Marktumfeld belasteten.

In der Chemie-Sparte, die langfristig eine Schlüsselrolle beim Konzernumbau hin zu weniger umweltschädlichen Geschäftsfeldern spielen soll, lief es besser. Das operative Ergebnis stieg auf 135 Millionen Euro nach einem Verlust von elf Millionen Euro. Die Petrochemie-Tochter Borealis habe von einem verbesserten Geschäft mit Basischemikalien- und Polyolefinen profitiert.

Neuigkeiten zur geplanten Fusion von Borealis und Borouge gab es jedoch keine. OMV und ihr zweitgrößter Aktionär Adnoc verhandeln bereits seit über einem Jahr über eine Zusammenlegung ihrer Petrochemietöchter, was zur Schaffung eines Chemieriesen mit einem jährlichen Umsatz von 30 Milliarden Dollar führen könnte. Beim Kapitalmarkttag im Juni betonte Stern, dass es für die Gespräche keine festgelegte Frist gebe.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)