Frankfurt (Reuters) - Nach den US-Luftangriffen auf iranische Atomanlagen bleiben die Dax-Anleger in Habachtstellung.

Der deutsche Leitindex lag am Montag mit 23.264 Punkten 0,4 Prozent im Minus, der EuroStoxx50 trat auf der Stelle. Anleger warteten gebannt auf mögliche Vergeltungsschläge Teherans. Insbesondere fürchteten sie, dass die für den Öltransport äußerst wichtige Straße von Hormus durch den Iran gesperrt werden könnte. "Würde sie blockiert, wären Lieferverzögerungen und Angebotsausfall sicherlich für einen Sprung des Ölpreises über 100 Dollar gut", sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Das wiederum wäre Gift für die Weltwirtschaft und ein Katalysator für die gerade unter Kontrolle gekommene Inflation."

Der Preisanstieg beim Öl hielt sich zu Wochenbeginn allerdings in Grenzen, da die Reaktion Teherans noch unklar war. Nur kurzzeitig hatten das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI ein Fünf-Monats-Hoch von 81,40 beziehungsweise 78,40 Dollar je Fass markiert. Am Vormittag lagen die Preise dann kaum verändert bei 77,14 beziehungsweise 73,59 Dollar je Fass. Die Kurse schwankten angesichts der Nervosität vieler Investoren jedoch stark hin und her. Seit Beginn des Israel-Iran-Krieges vor mehr als einer Woche haben sich Brent und WTI um gut zwölf und zehn Prozent verteuert.

BLOCKIERT DER IRAN DIE STRAßE VON HORMUS?

Harald Preißler, Kapitalmarktstratege bei Bantleon, bezweifelt, dass der Iran den jüngsten Attacken Israels und der USA viel entgegensetzen kann. Die angedrohte Sperrung der Straße von Hormus dürfte an der militärisch-technischen Überlegenheit der Achse Israel-USA scheitern, schreibt er in einem Kommentar. "Wir gehen nicht davon aus, dass dieser Konflikt die Weltwirtschaft über Monate in Atem halten wird und rechnen daher mit keinen größeren Kollateralschäden beim globalen Wachstum, einer baldigen Entspannung bei den Ölpreisen und damit schließlich auch an der Inflationsfront."

Die USA hatten in der Nacht zum Sonntag erstmals in den Konflikt Israels mit dem Iran eingegriffen und wichtige Atomanlagen der Islamischen Republik attackiert. Der Streit um das Atomprogramm schwelt seit Jahrzehnten. Der Westen und Israel werfen der Teheraner Führung vor, unter dem Vorwand der zivilen Nutzung von Atomenergie nach Nuklearwaffen zu streben. Der Iran weist dies zurück.

Am Devisenmarkt machte sich die Unsicherheit vieler Anleger bei den Dollar-Zuflüssen bemerkbar. Der Dollar-Index stieg um 0,7 Prozent auf 99,3730 Zähler. Die US-Währung hat angesichts der jüngsten geopolitischen Spannungen ihren Status als sicherer Hafen wiedergewonnen und zuletzt deutlich zugelegt. An den vergangenen sieben Handelstagen kommt sie auf ein Plus von fast eineinhalb Prozent. Sollten die beteiligten Parteien den Konflikt weiter eskalieren lassen, könnte sich der Aufwärtstrend bei den "sicheren Währungen" fortsetzen, prognostizierte Carol Kong, Währungsstrategin bei der Commonwealth Bank of Australia. Der Euro verlor dagegen 0,6 Prozent auf 1,1454 Dollar.

RÜSTUNGSWERTE GEHEN AUF TALFAHRT

Auf der Unternehmensseite standen am deutschen Aktienmarkt vor allem die Rüstungsaktien im Fokus. Für diese ging es trotz der Aussicht auf höhere Verteidigungsausgaben bergab. Im Dax waren die Papiere von Rheinmetall mit einem Abschlag von bis zu 5,9 Prozent der schwächste Wert. Die Aktien von Hensoldt und Renk gaben im MDax um jeweils 6,4 Prozent nach. Die Nato-Mitgliedsstaaten haben sich Insidern zufolge auf ein Fünf-Prozent-Ziel für Verteidigungsausgaben verständigt. Dass die Rüstungswerte davon nicht profitierten, führte ein Börsianer auf einen kritischen Kommentar der Citigoup zurück. Die Papiere von Hensoldt wurden demnach auf "Sell" von "Neutral" gesetzt, Renk auf "Sell" von "Buy". Aktien aus dem Rüstungssektor haben seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 eine starke Rally hingelegt. Allein in diesem Jahr hat sich der Kurs von Rheinmetall mit inzwischen 1706 Euro fast verdreifacht.

In der Schweiz rückten Holcim in den Fokus: Der Zementkonzern hat die Abspaltung des Nordamerikageschäfts Amrize vollzogen. Die Papiere des Heidelberg-Materials-Rivalen gewannen 12,1 Prozent. Die in der Schweiz notierten Amrize-Papiere verloren an ihrem ersten Handelstag gut acht Prozent. Heidelberg Materials gehörten mit einem Plus von 1,3 Prozent zu den stärksten Dax-Werten.

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)