Wizz Air verliert zunehmend Marktanteile, die von Wettbewerbern wie Ryanair – nach wie vor der dominierende Player im Segment – sowie von der sich erholenden easyJet aufgefangen werden. Auch die großen Netzwerkgesellschaften gewinnen an Boden im Low-Cost-Markt. Die jüngsten Geschäftszahlen von Air France-KLM, Lufthansa und IAG bestätigen diesen Trend eindrucksvoll.
Die Aktie von Wizz Air erlebte zwischen dem Börsengang im Jahr 2015 und dem Beginn der Corona-Pandemie einen kometenhaften Anstieg. Heute jedoch kehrt der Titel faktisch zum Startpunkt zurück: Zwar hat sich der Umsatz in den letzten zehn Jahren vervierfacht, doch das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) liegt wieder auf dem Niveau von damals – bei einer gleichzeitig verdoppelten Aktienanzahl.
CEO József Váradi rechnet nicht mit einer Lösung der aktuellen Krise vor dem Jahr 2027. Dennoch hält er an den ambitionierten Expansionsplänen fest: Die Flottengröße soll bis 2030 verdoppelt werden – auf dann rund 500 Flugzeuge.
Ob diese aggressive Wachstumsstrategie finanzierbar bleibt, ist angesichts der Verschuldung fraglich. Im Gegensatz zu Wettbewerbern wie Ryanair oder easyJet verzichtete Wizz Air in der Pandemie auf eine Kapitalerhöhung und nahm stattdessen neue Schulden auf. Infolgedessen beläuft sich die Nettoverschuldung inzwischen auf rund 5 Milliarden Euro.
Das Augenmerk der Investoren richtet sich deshalb weniger auf die langfristigen Ambitionen, sondern vielmehr auf die nächste kritische Hürde: Im Januar 2026 steht eine Refinanzierung über eine halbe Milliarde Euro an fälligen Anleihen an.
Eine riskante Turnaround-Wette
Trotz eines verlorenen Jahrzehnts für die Aktionäre besitzt Wizz Air nach wie vor einen strukturellen Vorteil: die starke Präsenz in Osteuropa mit entsprechend niedrigeren Betriebskosten im Vergleich zur westeuropäischen Konkurrenz. Für risikobereite Anleger mit einem Faible für Turnaround-Szenarien könnte dies dennoch einen Reiz darstellen.
Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, wie prekär die finanzielle Lage ist: Vier Fünftel des Unternehmenswerts bestehen aus Fremdkapital. Ohne eine Kapitalerhöhung oder ein deutliches Wachstum der Marktkapitalisierung droht der finanzielle Spielraum der Gesellschaft ernsthaft eingeschränkt zu werden – ein hochriskantes Investment mit begrenzter Fehlertoleranz.