Früher als Allterco bekannt, hat sich das Unternehmen einen Namen gemacht mit Produkten, die nicht nur zuverlässig und preiswert sind, sondern auch einfach installiert werden können. Mit diesen Produkten lassen sich Heizung, Beleuchtung, Alarmanlagen, Garagentore, Wasser und Solaranlagen steuern und automatisieren.
Die Shelly Group hat sechs Tochtergesellschaften und Büros in Sofia, München, Nova Gorica, Shenzhen und Boca Raton. Die Produktion in China und Vietnam hilft dem Unternehmen, bei den Herstellungskosten konkurrenzfähig zu bleiben.
Das Unternehmen ist auf 100 Märkten aktiv und vertreibt seine Produkte über Distributoren wie ManoMano, Leroy Merlin und Amazon, aber auch über professionelle Vertriebspartner wie Rexel und Fegime.
Shelly nutzt Kooperationen mit großen Namen wie Amazon Alexa und Google Home sowie seine Fangemeinde, um Ideen für neue Produkte zu sammeln und diese gemeinsam zu entwickeln. Für seine innovativen Produkte hat Shelly bereits Preise wie die CES Innovation Awards erhalten.
Jedes Jahr baut das Unternehmen sein Produktangebot aus und verbessert es. 2022 gab es 49 Produkte, 2023 waren es bereits 70, und in den ersten neun Monaten von 2024 sind es schon 92 Produkte. Das Unternehmen plant, bis Ende des Jahres bis zu 60 neue Produkte oder Verbesserungen einzuführen – so viele wie vor zwei Jahren das gesamte Sortiment umfasste. Innovation und ständige Verbesserung sind tief in der Unternehmenskultur verankert.
Die Produktpalette umfasst mittlerweile eine breite Palette an Technologien, die mit fast allem kompatibel sind, was der Markt bietet (WiFi, MQTT, Bluetooth, KNX, LoRa, Zigbee, Zwave, Dali, Matter, Modbus, etc).
Shelly erlebt eine hohe Nachfrage nach seiner aktuellen Produktgeneration, arbeitet aber schon an der nächsten Generation, die für 2025 und 2026 geplant ist und noch besser auf die Bedürfnisse von Geschäftskunden zugeschnitten sein soll. Unter diesen Verbesserungen wird eine KI-basierte Wartungssoftware und die Möglichkeit einer zentralen Steuerung aller Shelly-Produkte in einem Unternehmen in Betracht gezogen. Darüber hinaus plant Shelly, das Segment der intelligenten Sicherheit mit intelligenten Schlössern und Kameras auszubauen.
Die Aktie ist seit ihrem Börsengang am 1. Dezember 2016 bis zum 29. November 2024 um 3614,06% gestiegen (4598,91% bei Reinvestition der Dividenden).
Wenn man den operativen Verlauf auseinander nimmt, versteht man sofort, was die Triebkräfte dieser Börsenperformance sind:
Der zentrale Punkt ist der spektakuläre Anstieg des Umsatzes, wie es bei Multibaggern oft der Fall ist. Nach einer Periode der Stagnation von 2012 bis 2019 (26,4 Mio. BGN bis 33,3 Mio. BGN) stieg der Umsatz stark auf 147 Mio. BGN im Jahr 2023. Der Konsens der Analysten schätzt, dass der Umsatz auf 214 Mio. BGN im Jahr 2024, 306 Mio. BGN im Jahr 2025 und 428 Mio. BGN im Jahr 2026 ansteigen wird.
Die Anzahl der verkauften Geräte stieg von 100.000 im Jahr 2016 auf 1 Mio. im Jahr 2019 und 10 Mio. im Jahr 2024, was einer Verhundertfachung in weniger als einem Jahrzehnt entspricht.
Die Nettomarge kletterte von 8,7% im Jahr 2012 auf 22,9% im Jahr 2023 - dank Kostensenkungen, der Verbesserung der Wertschöpfungskette und hochwertiger Produktentwicklung.
Die Ausweitung des Multiplikators von 6x auf 27x Gewinn (4,5 mal mehr) vervollständigt die Erklärung für die Performance der Aktie.
Das Wachstum wird derzeit hauptsächlich von Westeuropa angetrieben - insbesondere von Deutschland, dem größten Markt des Unternehmens, Österreich und der Schweiz. Das Unternehmen ist auch im übrigen Europa, in den USA und in Australien vertreten.
Die Premium-App hat derzeit über 18.000 Nutzer und wird nach Schätzungen des Unternehmens bis Ende 2026 auf über 60.000 Nutzer anwachsen.
Jüngste Ergebnisse
In den ersten 9 Monaten des Jahres 2024 stieg der Umsatz um 47% auf 65 Mio. EUR. Dabei sind die Ausgaben für Marketing und Vertrieb explodiert und haben die operativen Margen belastet. Das Betriebsergebnis stieg in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 29%. Das Nettoergebnis belief sich auf 13,8 Millionen im Vergleich zu 9,9 Millionen in den ersten 9 Monaten des Vorjahres (+38,5%). Der Umsatz im Jahr 2024 dürfte sich 105 Millionen Euro nähern, wobei der Einfluss des vierten Quartals beachtlich ist, er macht rund 39% des Jahresumsatzes aus. Das ist mehr als das Doppelte des Umsatzes von 2022 (47,6 Millionen EUR).
Zu den zukünftigen Wachstumstreibern gehören:
- Die geografische Expansion, insbesondere außerhalb Europas.
- Die Erweiterung des Produktsortiments und der damit verbundenen Dienstleistungen.
- Professioneller Markt: Das Unternehmen könnte seinen Umsatz durch die Konzentration auf B2B steigern. In Zukunft wird Shelly externen Herstellern anbieten, seine Technologie in Form eines Shelly-Chips und eines Betriebssystems (Shelly OS) zu nutzen. Dies könnte zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf von Chips und Cloud-Computing-Diensten generieren. Darüber hinaus würde dies zu Netzwerkeffekten für Kunden führen, die weitere Interaktionen mit Shelly haben. ShellyX wird jedoch nicht an direkte Konkurrenten verkauft, um die Marktposition zu schützen.
- Software und Cloud-Anwendung: Das Unternehmen hat eine Anwendung zur Verwaltung seines intelligenten Hauses (ShellyX) und seines Energieverbrauchs auf den Markt gebracht: ein wiederkehrenderes Geschäft mit geringer Kapitalintensität und höheren Margen.
- Neubewertung: Die Aktie könnte neu bewertet werden, wenn die Größe des Unternehmens zunimmt und die Liquidität steigt.
- Doppelte Notierung: Obwohl nichts darüber geschrieben wurde, könnte es für das Managementteam sinnvoll sein, eine Doppelnotierung in einem Land wie den USA in Betracht zu ziehen, um die Sichtbarkeit zu erhöhen.
Finanzmanagement
In Bezug auf die Kapitalallokation investiert das Unternehmen hauptsächlich in sein organisches Wachstum. Es zahlt zudem eine geringe, aber steigende Dividende. Zwischen 2019 und 2020 gab es eine Verwässerung (von 15.000.000 auf 18.000.000 Aktien), aber seitdem hat sich die Anzahl der Aktien bei 18.106.000 stabilisiert.
Die Margen werden derzeit auf 26-27% für die EBITDA-Marge und 20-21% für die Nettomarge geschätzt. Die Cash-Konversion ist sehr unregelmäßig. Die Kapitalrendite ist hoch und wächst (ROE von 24% in 2022, 35% in 2023, geschätzt auf 40% in 2024). Die Nettoliquidität von 23 Millionen BGN ist im Vergleich zum EBITDA von 58 Millionen BGN sehr komfortabel.
Cash Conversion Cycle
In den ersten neun Monaten ist der Lagerbestand um 22 Millionen Euro angewachsen, das sind 12,7 Millionen Euro mehr als zuvor. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, sein Umlaufvermögen zu optimieren, indem es die Lagerdauer auf 3 bis 4 Monate verkürzt – momentan liegt sie bei 4 bis 5 Monaten. Um das zu erreichen, verhandelt es mit Lieferanten in China und den USA, um längere Zahlungsziele zu erreichen und somit die Tage der offenen Verbindlichkeiten (Days Payable Outstanding, DPO), die aktuell bei 22,5 Tagen liegen, zu verlängern. Gleichzeitig ist geplant, die Zahlungsfristen für Kunden zu verkürzen, um die Tage der offenen Forderungen (Days Sales Outstanding, DSO), die derzeit bei 86,3 Tagen sind, zu verbessern. Diese Schritte sollten den Cash Conversion Cycle (CCC), der momentan 205,5 Tage beträgt, verkürzen. Der CCC ist in den letzten Jahren, vor allem durch die Verlängerung der Lagerdauer (Days Inventory Outstanding, DIO) von 21 auf 141 Tage nach den Lieferkettenproblemen in 2021-2022 und den Überbeständen nach der Covid-Zeit, stark gestiegen. Eine Reduzierung in diesem Bereich ist zu erwarten und wäre für das Unternehmen vorteilhaft. Das Unternehmen plant zudem, verstärkt Seetransporte zu nutzen. Das sollte die Transportkosten senken und die Gewinnmargen im Vergleich zum Lufttransport verbessern.
Führungsteam
Viele Führungskräfte sind auch Investoren des Unternehmens. Die Mitbegründer Dimitar Stoyanov Dimitrov (CEO) und Svetlin Ilieve Todorov (COO USA) halten jeweils 32,29% der Anteile, was aktuell einem Wert von jeweils 216 Millionen Dollar entspricht. Ihr beträchtliches persönliches Investment in die Firma sorgt für eine starke Übereinstimmung ihrer Interessen mit denen der anderen Aktionäre, besonders bei Entscheidungen, die das Kapital betreffen. Ihre langjährige Erfahrung seit der Gründung von Shelly Group im Jahr 2003 ist ein weiterer Pluspunkt. Auch der Vizepräsident Nikolay Martinov ist mit 0,47% beteiligt.
Risiken
- Liquidität: Die Handelsvolumina sind relativ niedrig, mit einem durchschnittlichen Volumen von 154.000 Euro an der deutschen Börse Xetra und 57.000 Euro an der bulgarischen Börse, beide unter dem Ticker SLYG gehandelt.
- Wettbewerb: Der Gesamtmarkt und das Wachstumspotenzial sind groß, aber es besteht die Gefahr, dass stärkere Konkurrenten, vor allem außerhalb Europas, in den Markt von Shelly eindringen. Trotz des starken Wachstums im Smart-Home-Bereich und neuer Konkurrenten glauben wir, dass Shellys Angebot in Preis und Leistung überlegen ist. Shellys Produkte unterstützen alle gängigen Übertragungsstandards und sind mit allen wichtigen Smart-Home-Systemen kompatibel, ohne dass zusätzliche Hubs benötigt werden. Günstigere chinesische Produkte bieten oft weniger Funktionen und eine eingeschränkte Datensicherheit. Daher bietet Shelly ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, auch im Vergleich zu anderen europäischen Anbietern im mittleren und oberen Preissegment. Die hohe Kundenzufriedenheit und der steigende Anteil an Stammkunden bestätigen dies.
Bewertung
Der aktuelle Aktienkurs spiegelt das vergangene und erwartete Wachstum wider (KGV von 27 bei einem Wachstum von 30%, was ein attraktives PEG von weniger als 1 ergibt). Allerdings fehlen dem Unternehmen "Schutzmechanismen" gegen stärkere Konkurrenz aus den USA oder Hersteller mit niedrigeren Produktionskosten in China. Kurzfristig ist kein Spielraum für eine höhere Bewertung erkennbar. Langfristig könnten jedoch Faktoren wie eine verbesserte Liquidität, eine Doppelnotierung, gesteigerte Sichtbarkeit und zunehmende wiederkehrende Umsätze als Hebel für eine Neubewertung in Betracht gezogen werden.